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2009-03-21

Wie lange bleibt die S 104 eine Löcherpiste? (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Der zurückliegende Winter hat der oohnehin maroden Staatsstraße 104 (Königsbrücker Straße) in Pulsnitz den Rest gegeben. Hier fließt der Überlandverkehr Richtung Königsbrück und bröckelt der Asphalt aus notdürftig geflickten Löchern im holprigem Pflaster. Während in Oberlichtenau kräftig an der S104 gebaggert wird, könnte sich der Ausbau in Pulsnitz nach den jüngsten Informationen weiter hinaus schieben.

Damit überhaupt in absehbarer Zeit die Maschinen anrollen können, wurde die Trasse nun in zwei Bauabschnitte geteilt. Der erste von 340 Metern Länge soll rund 400000 Euro kosten. Er beginnt am Pulsnitzer Bahnübergang und endet am Ortsausgang Richtung Friedersdorf.

Andere Projekte haben Vorfahrt

Wesentlich länger und wegen des Naturschutzes sensibler ist der zweite Bauabschnitt. Für weitere 1,1 Millionen Euro plant das Straßenbauamt Meißen-Dresden hier, noch einmal 1000 Meter Straße bis Friedersdorf auszubauen, entlang des Biotops Hartbachteich. Dieser Abschnitt rückt aber ein Stück in die Ferne. Hier beginnt jetzt ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren, um offene Fragen abschließend zu klären. Doch auch der Bauabschnitt 1 könnte noch auf sich warten lassen, obwohl das Baurecht in greifbarer Nähe ist. Im Mai sollen alle notwendigen Genehmigungen und Pläne endlich auf dem Tisch liegen. Damit könnte theoretisch begonnen werden. Praktisch ist das eher unsicher. Holger Wohsmann, Direktor der Meißner Behörde, schätzt ein: Andere Projekte in der Region seien planerisch wesentlich weiter, also baureif und hätten damit Vorfahrt. Damit sei der Geldtopf erschöpft. Der Bedarf übersteige die Mittel. Dazu habe auch der strenge Winter seinen Beitrag geleistet. Und nächstes Jahr sehe es kaum besser aus.

Voraussichtlich werde das Straßenbauamt Meißen das gesamte Projekt an die Kollegen des Bautzener Amtes abgeben. Diese seien ja ohnehin mittlerweile zuständig.

Amtsverweser Peter Graff setzt immer noch auf einen Baubeginn Mitte des Jahres. Bei einem Gespräch im Wirtschaftsministerium habe die Stadt jetzt Druck gemacht. Tiefbaufachmann Dieter Scheffler sagt: „Wir werden um den Baubeginn in diesem Jahr kämpfen.“

Noch trüber sieht es allerdings für den zweiten, den längeren Bauabschnitt aus. Dabei seien strittige Fragen beim Grunderwerb von Anliegern mittlerweile weitgehend ausgeräumt. Darüber hinaus wurde jahrelang um einen Kompromiss zwischen Bau und Naturschutz gerungen. „Umweltverbände und Bürger sind viel sensibler geworden“, sagt Holger Wohsmann. Doch nun gebe es eine Kompromissvariante. Empfindlichster Punkt ist ein mit Bäumen bewachsener Damm am Biotop Hartbachteich. Um das sorgt sich auch Anliegerin Claudia Schmidt. Seltene Fledermäuse wohnen in den Bäumen. Sie würden ihre Lebensgrundlage verlieren und der Damm ohne Bäume vielleicht seine Stabilität. Sie will sich die neue Variante ganz genau ansehen: „Meine Sorgen sind nie beseitigt“, sagt sie.

Über den Damm soll künftig der begleitende Radweg führen. Die neue Straße werde ein Stück nach Westen verschoben und 60Prozent der Bäume in dem Bauabschnitt erhalten, erklärt Dieter Scheffler. Insbesondere am Teich sollten ursprünglich alle Bäume weichen. Außerdem werde der Siegesbach wieder freigelegt und damit auch ein Hochwasserproblem gelöst, erklärt Dieter Scheffler.

Finanzielle Engpässe


Gebaut werden könne aber trotz oder besser gesagt wegen des Kompromisses noch längst nicht. Denn mit dem neuen Plan rücke die Straße an eine ehemalige Deponie heran. Hinter dem Ortsausgang, westlich der Straße, schlummert der Abfall in der Erde. Der Boden müsse nun innerhalb des Planfeststellungsverfahrens tiefgründig analysiert werden. Im Stadtrat war kürzlich von zwei Jahren Verzögerung dadurch die Rede. Beim Straßenbauamt geht man sogar davon aus, dass es nicht unter drei Jahren dauern werde. Im Rathaus vermutet man allerdings auch, das Straßenbauamt wolle finanzielle Engpässe auf diesem Weg überbrücken.