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2015-08-12

Kritik an Parkgebühren - ( Sächsische Zeitung - Kamenz)

Das ist keine gute Werbung für Pulsnitz, sagt Bibelgärtner Maik Förster. Die Stadt verteidigt die Gebühren.

Von Reiner Hanke

Im Juni drängten sich hier noch die Fahrzeuge. Dienstagvormittag war hier gähnende Leere zu beobachten. So sieht es jetzt oft hier aus.

Pulsnitz. Gähnende Leere war am Dienstagvormittag auf dem städtischen Parkplatz an der Wittgensteiner Straße. Nur drei einsame Autos hatten sich verirrt. Wenn, dann füllt er sich erst nachmittags ein bisschen. Im Juni sah das noch ganz anders aus. Da war die Fläche meist rappelvoll. Freilich nutzten auch viele Mitarbeiter der benachbarten Helios-Klinik die Fläche. Für die Mitarbeiter wurden dafür zusätzlich Parkplätze an der Hempelstraße geschaffen. Sie müssen jetzt allerdings einen längeren Fußweg in Kauf nehmen.

Aber auch Besucher des Stadtzentrums, Kundschaft und Klinikbesucher nutzten die Fläche bisher. Gerade letztere hatten wohl in der Vergangenheit auch manchmal ihre Not, Stellplätze zu finden. Zum Ärger der Klinikleitung. Platz ist jetzt mehr als genug. Verdächtig viel Platz.

Klinik ist zufrieden

Das kann auch täglich Stadtrat Peter Kotzsch (FDP) von seinem Haus aus beobachten und schätzt ein: „Ein leerer Platz bringt‘s ja auch nicht.“ Er hatte schon im Rat gegen die Geldautomatenlösung gestimmt. Wenn auch noch andere Gründe eine Rolle für ihn spielen. So dürfe sich die Stadtpolitik nicht so beeinflussen lassen, auch wenn die Klinik ein großer Arbeitgeber sei. Weil die Klinik Parkgebühren angekündigt hatte, sah sich die Stadt offenbar genötigt mitzuziehen. Seit August sei nun auch der vorgesehene klinikeigene Parkplatz gebührenpflichtig: „Für Mitarbeiter wurden fest vermietete Parkflächen hergerichtet“, so der Pulsnitzer Geschäftsführer der Helios Kliniken Carsten Tietze. Hinzu kommen die zusätzlichen Plätze an der Hempelstraße. Carsten Tietze schätzt aus Klinik-Sicht ein: „Die neue Parkordnung wird sehr positiv bewertet, da nunmehr Gäste und Besucher der Klinik ohne langes Suchen direkt an der Klinik eine Parkmöglichkeit finden.“

Innenstadthändler unzufrieden

Auch Besucher und Kunden der Innenstadt könnten durchaus profitieren, denkt Stadtrat Kotzsch. Immerhin haben sie nun die große Auswahl. Und der Preis sei ja nicht so hoch. Das war auch die Meinung anderer Räte beim Beschluss in diesem Jahr. Und auch die Rathausspitze vertritt den Standpunkt. Die Gebühren seien verkraftbar, hieß es bisher.

Innenstadthändlern stößt diese Argumentation dagegen immer wieder bitter auf. Und der viele Freiraum auf dem Stadtparkplatz spreche ja auch eine klare Sprache. Er wird offenbar gemieden. Zu den Händlern gehört Christel Frenzel, die auch mit vielen anderen Geschäftsleuten im Gespräch sei und immer wieder auf die Sorgen aufmerksam macht. Jede Gebühr wirke abschreckend und verprelle die Kundschaft, sagt sie. Das hätten die Kunden deutlich zu verstehen gegeben. Die Stunde kostet immerhin 50 Cent, das Tagesticket 3 Euro. „Noch dazu, wenn in den großen Einkaufszentren kostenlos geparkt werden kann.“ Und der kostenlose Parkplatz am Schützenhaus sei schon zu weit weg: „Die Kunden wollen kurze Wege.“ Das Zentrum drohe auszusterben, fürchtet sie. Der eigene Laden inklusive, wenn sie in Ruhestand gehe. Sie rede mit vielen Händlern, die schwer über die Runden kommen würden. Wenigstens ein bis zwei Stunden müsste das Parken kostenfrei sein. Eine Lösung, die auch Stadtrat Kotzsch noch besser finden würde. Davon könnten zugleich die Klinikbesucher profitieren. Sie hätten genug Sorgen mit ihren kranken Angehörigen und brauchten keine zusätzliche Belastung.

Schaden für die Stadt befürchtet

Ex-Stadtrat Mai Förster, Oberlichtenauer Tourismusfachmann und Bibelgärtner, sieht das ähnlich und kritisiert: „Das ist doch keine gute Werbung, wenn man Gäste anziehen will und sie als Erstes abkassiert, wenn sie ankommen. Und auch die Kundschaft aus der Stadt und Umgebung würde damit in die Einkaufszentren getrieben. Natürlich müsse dem Dauerparken ein Riegel vorgeschoben und Anwohnern feste Parkbereiche zugewiesen werden. Und den im Stadtzentrum Beschäftigten zum Beispiel Flächen auf dem Schützenplatz. „Das muss natürlich auch eisern kontrolliert werden“, so Förster. Und dann sollten Touristen und Kunden kostenfrei im Zentrum parken können. Der hohe Kontrollaufwand war bisher allerdings auch ein Punkt, der für die Stadt gegen die Parkscheibenvariante sprach. Maik Förster ist sich seinerseits sicher: „Der Schaden für die Stadt ist durch die ausbleibende Kundschaft größer, als durch den Verlust der Parkgebühren.“ Derzeit rechnet die Stadt mit etwa 14 000 Euro im Jahr. Sie hatte auch mit zusätzlichen Einnahmen an der Wittgensteiner Straße geliebäugelt. Damit könnte es mau aussehen.

Dem Dauerparken beikommen

Aber auch die Stadt betonte in der Vergangenheit immer wieder, dass das Parkkonzept noch einmal angepackt werden müsse, ohne einen Zeitraum zu nennen. Zugleich verteidigte die Rathausspitze die Automaten/Parkuhren, um für einen Wechsel auf den Stellplätzen zu sorgen und dem Dauerparken beizukommen. Vor dem offenbar selbst die Geschäftsleute selbst – oder Angestellte – nicht gefeit sind, wie zu erfahren ist.

Diese Notwendigkeit sieht auch Geschäftsfrau Christel Frenzel. Kunden und Besucher müssten Vorfahrt haben. Praktikabel sei doch ein System mit Parkscheiben und Zeitlimit wie in Kamenz oder Radeberg. Die Geschäftsfrau schlägt einen Erfahrungsaustausch vor. Darüber sollte noch einmal nachgedacht werden. Radeberg werbe sogar mit seiner Einkaufs-Innenstadt ohne Parkgebühren. Warum sollte das in Pulsnitz nicht auch gehen? Das Parkkonzept wird ein Thema bleiben.