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2014-07-31

Schloss Oberlichtenau wird verkauft (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Die Besitzer bestätigten es gestern. Sie suchen langfristig einen Nachfolger. Denn Erben gibt es nicht.

Von Reiner Hanke

Das schlug gestern Abend ein wie eine Bombe: Das Barockschloss Oberlichtenau soll verkauft werden! Noch im Frühjahr feierten die Besitzer, Ank und Harm Holthuizen aus den Niederlanden, ein schönes Fest und lobten, wie freundlich sie in Oberlichtenau vor über fünf Jahren aufgenommen wurden. Von Plänen war die Rede. Und wenige Wochen später der Verkauf? Für den Oberlichtenauer Ortschaftsrat Maik Förster war die Nachricht ein Schock. Er war wohl einer der Ersten im Ort, der es gestern erfuhr – von einer Internetseite, vom Portal der Firma „Vermittlung historischer Immobilien OHG“ aus Bruckmühl in Oberbayern.

Förster zeigte sich enttäuscht und spricht über den Verkauf vor fünf Jahren von einer kommunalpolitischen Fehlentscheidung. Der neuerliche Verkauf wäre ein Schlag für den Tourismus im Ort.

Unter der Rubrik Immobilien-Angebote ist tatsächlich das Oberlichtenauer Barockschloss auf der Seite zu finden. Dort wird der Bau aus dem Jahr 1730 in allen Details beschrieben: Es sei „von einem symmetrisch angelegten Park umgeben. Das Grundstück umfasst ca. 51000 m²“, heißt es zum Beispiel. In Absprache mit dem Verkäufer sei auch das Mobiliar zu haben. 1,3 Millionen Euro soll das Schloss kosten.

Die Schlossbesitzer bestätigten gestern die Verkaufsabsichten. Dennoch sei es nicht ganz so, wie die Anzeige rüberkommen mag. Harm Holthuizen erklärt: „Ursprünglich sollte unser jüngster Sohn das Schloss erben.“ Er wolle das aber nicht: „Wir haben also keinen Erben“, so der Schlossherr. Er gehe aber mittlerweile auf die 70 zu. Und ein Schloss sei kein Auto, das schnell zu verkaufen ist. „Wir suchen langfristig in den nächsten fünf bis neun Jahren einen guten Nachfolger.“ Solange bleibe das Ehepaar natürlich auch hier. Der Nachfolger müsse dann da sein, wenn sie ein Alter erreicht hätten, in dem das Schloss mit seiner Gastronomie, mit der Zimmervermietung und den Hochzeiten nicht mehr zu stemmen sei. Das müsse einfach rechtzeitig geplant werden. Es solle ja ein Nachfolger sein, der das Schloss in ihrem Sinne und in dem der Oberlichtenauer weiterführt, betonen die Schlossbesitzer. Ein Hausherr, der an dem öffentlichen Park festhält. Der auch künftig noch die Räume im Seitengebäude für ein Wohnprojekt der Kinderarche zur Verfügung stellt. Es solle eben ein Nachfolger und nicht nur ein Käufer gefunden werden. Das sei wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, sagt Harm Holthuizen. Dass es schwierig ist, damit hat Oberlichtenau Erfahrungen gesammelt, bevor Familie Holthuizen einzog. Das Schloss war damals einige Zeit verpachtet, und es gab viel Streit, gerade auch um Veranstaltungen im Schlosspark. Eine Tanzparty wie Ende Juni wäre wohl kaum möglich gewesen.

Dass die Suche nach dem Nachfolger im Schloss läuft, steht aber fest. Die Eheleute hätten in den bayerischen Immobilienexperten einen guten Partner dafür gefunden. An den Plänen, die Angebote im Schloss und den Reisetourismus auszubauen, habe sich aber nichts geändert. Dazu gehört es, die Führungen und die Gastronomie auf der Terrasse auszuweiten. Die Schlossbesitzer wollen noch mehr Ausstellungen organisieren und die Zimmer – mit Frühstück – mehr ins Gespräch bringen.

Für rund 240000Euro, wie die SZ damals berichtete, hatte die Familie das Schloss im Herbst 2008 gekauft. Eine Mindestinvestitionssumme von 500000 Euro wurde festgeschrieben. Die Besitzer versicherten bereits im Frühjahr: Inzwischen sei längst ein sechstelliger Betrag in die Sanierung und die Ausstellungen geflossen. Ein wichtiger Punkt sei aber noch nicht erfüllt, sagen Kritiker wie Maik Förster. Es ist das Dach mit dem Dachstuhl. Dessen Sanierung sei bis Ende des Vorjahres fällig gewesen. Harm Holthuizen will auch in diesem Punkt die Sorgen zerstreuen: „Das Dach stürzt nicht ein.“ Die gravierendsten Schäden wurden 2011 repariert. Damals hatte der Schlossherr auch über die Probleme mit dem Dachstuhl gesprochen, der stellenweise morsch sei. Von einer Stahlkonstruktion um die Holzbalken war die Rede. Gestern versicherte der Schlossherr: „Das Dach kommt noch dran, es ist geplant.“ Und er betont noch einmal: „Wir gehen nicht weg.“ Noch nicht.