2014-06-25
„Ich brauche mehr Zeit für den Bibelgarten“ ( Sächsische Zeitung - Kamenz)
Der Pulsnitzer Noch-Stadtrat Maik Förster spricht über Stress in der Kommunalpolitik und neue Projekte.
Von Reiner Hanke
Aus der Kommunalpolitik scheidet Maik Förster vorerst aus. Umso mehr hat er sich vorgenommen, um aus dem Bibelgarten in Oberlichtenau ein Bibelland zu entwickeln.
Noch sitzt der Oberlichtenauer Bibelgärtner Maik Förster in drei kommunalen Parlamenten: dem Ortschaftsrat Oberlichtenau, dem Stadtrat Pulsnitz und dem Kreistag Bautzen. Bei der diesjährigen Kommunalwahl war die Liste „Christen für Pulsnitz“ aber nicht mehr am Start. Damit zieht sich auch ein bekanntes Gesicht aus der Kommunalpolitik zurück.
Herr Förster, fünf Jahre lang haben Sie sich in viele politische Themen eingemischt. Sind Sie schon politikmüde?
Nein, überhaupt nicht. Wir hatten uns entschieden, die Kräfte zu bündeln und die Liste zugunsten der CDU aufzugeben. So kandidierte Uwe Schirrmeister für den Stadtrat Pulsnitz, ich für den Kreistag. Leider hat es für uns beide nicht ganz gereicht. Aber es gibt noch andere Gründe für den Rückzug.
Welche?
Ich arbeite derzeit noch in drei Parlamenten mit. 20 Stunden sind pro Monat und Gremium schon nötig, um sich als Laie in Themen einzuarbeiten und jeden Monat Hunderte Seiten an Vorlagen durchzuarbeiten. Um selbst Anträge zu formulieren. Es ist viel Arbeit, und ehrenamtliche Räte sind ja keine ausgebildeten Verwaltungsmitarbeiter. Aber sie sollen die Arbeit der Verwaltung kontrollieren. Außerdem hat mir der Arzt geraten, etwas kürzerzutreten. Der Stress hat Spuren hinterlassen. Deshalb hatte ich mich entschlossen, nur noch für den Kreistag zu kandidieren. Ein weiterer Grund für den Rückzug sind der Bibelgarten und unser christliches Reisebüro. Hintergrund ist die Entscheidung der Bundesregierung für einen Mindeststundenlohn von 8,50Euro. So viel verdient hier niemand, mich eingeschlossen. Das Geld für mich und die Mitarbeiter muss ja auch erwirtschaftet werden. Das geht nicht mit drei Ratsmandaten. Aber gerade die Arbeit im Kreistag hat mich immer begeistert. Die im Stadtrat manchmal frustriert, weil sich in Pulsnitz zu wenig bewegt. Da kann ich den neuen Stadträten für die kommende Legislaturperiode nur viel Durchhaltevermögen wünschen.
Was hat Sie frustriert?
Es sind simple Dinge. Beispiel Brandschutzkonzept für die Grundschule Oberlichtenau. Zumindest ein Teil der Räte forderte immer wieder detaillierte Informationen, wurde aber hingehalten. Wie sollen wir aber fundierte Entscheidungen treffen? Liegen geblieben ist auch das Thema Jugendarbeit. Es fehlt ein Konzept. Der Jugendtreff ist dicht. Die jungen Leute hängen im Stadtzentrum und am Bahnhof ab.
Was haben Sie erreicht, wenn Sie auf die Ratsarbeit in Kreis und Stadt zurückblicken?
Da gibt es schon einiges. Ich habe für schnelles Internet im Kreis und die Unterstützung von Existenzgründern gekämpft. Gerade bei der Datenautobahn hat sich viel im Kreis getan. Im Kreis habe ich auch Pflanzaktionen zum Tag des Baumes angeschoben und wünsche mir, dass es in den kommenden Jahren noch mehr Initiativen werden. In die Diskussion gebracht habe ich eine Seenlandbahn von Dresden über Pulsnitz nach Hoyerswerda. Die ist vor ein paar Tagen das erste Mal gefahren. Als Christen für Pulsnitz haben wir eine Touristinfo in Oberlichtenau auf den Weg gebracht, die gut angenommen wird. Die Vereine waren uns wichtig. Dafür haben wir im Rat konkrete Förderrichtlinien verabschiedet. Die Fusion der Museen war auch unser Anliegen, bisher leider ohne die Ortsteile miteinzubeziehen.
Die Christen für Pulsnitz haben sich außerdem für den Straßenbau zwischen Pulsnitz und Oberlichtenau starkgemacht. Die ersten Fortschritte sind zu sehen.
Wo sehen Sie für die kommenden Jahre die Großbaustelle?
Ich denke, um die Region zwischen Radeberg und Kamenz zu stärken, wird eine viel engere Kooperation mit Großröhrsdorf notwendig sein. Die Nachbarstadt hat sich gut entwickelt, daraus könnten sich Synergieeffekte ergeben. Pulsnitz könnte zum Beispiel von der gut funktionierenden Wirtschaftsförderung lernen. Es sind nicht nur die Radwege, die uns verbinden. Perspektivisch sehe ich sogar in einer Fusion der beiden Städte die beste Lösung.
Wenn Sie jetzt mehr Zeit für den Bibelgarten haben, ist sicher einiges zu erwarten. Sie sprechen ja inzwischen sogar von einem Bibelland.
Ja, Gärten gibt es inzwischen viele, sogar im Schuhkarton. Mit unserem Garten und der Scheune haben wir viel zu bieten. So bald wie möglich wollen wir die Scheune und das Bürogebäude mit einem Glasbau verbinden. Hier können wir dann im Winter auch unsere biblischen Pflanzen unterbringen. Zuerst müssen wir natürlich die Fördermittel auftreiben. Unser Relief vom Tempelberg in Jerusalem ist in den Grundzügen fertig. Derzeit fehlt uns aber die Kraft, um all die Häuser, die Tempelanlagen und Mauern zu bauen. Im hinteren Teil der Scheune, im Dachgeschoss, sind wir dabei, den Schaden an den morschen Dielen zu sichten. Unseren eigenen Strom produzieren wir schon. Die eigene Wärme soll noch hinzukommen. Damit wir dem Ziel im Landkreis wieder ein Stück näher kommen, im gleichen Maß Energie zu produzieren, wie wir verbrauchen. Energieautark heißt das. Neue Wegeverbindungen, ein Rondell und ein Brunnen aus Feldsteinen sollen ebenfalls entstehen.
Gibt es auch neue Schaustücke?
Ja, ein paar sind es. Dazu gehören ein historischer Dresch-Schlitten aus Kreta und 15 große Landkarten zur Geschichte des Nahen Ostens. Wir bieten ja auch Schulklassen einen Exkurs durch die biblische Geschichte an.