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2014-06-13

Wieder ein Wahlversprechen gehalten - Seenlandbahn rollt an

Die Seenlandbahn startet am Sonntag zu ihrer Jungfernfahrt
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Habel: Etablierung wird mindestens drei Jahre dauern
BERNSDORF/KNAPPENRODE Ein lang gehegter Traum wird wahr: Am kommenden Sonntag, 15. Juni, geht erstmals die
Seenlandbahn auf Tour. In Dresden-Neustadt startend, fährt die "Ferkeltaxe" der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde
über Kamenz und Straßgräbchen-Bernsdorf nach Hoyerswerda, von wo aus es mit Fahrrädern zur Energiefabrik
Knappenrode weiter geht.
Es war im Mai 2009, als der frühere Bundestagsabgeordnete Henry Nitzsche sowie der Kreisrat Maik S. Förster (beide
parteilos) erstmals die Idee einer direkten Schienenverbindung zwischen Dresden und dem Lausitzer Seenland in die
öffentliche Debatte einbrachten. Der Gedankengang war zwingend: Die Gleisanlagen der früher auch durch den Personenverkehr
und später nur noch durch Güterzüge genutzten Verbindung Kamenz-Hosena waren vorhanden und
nach wie vor in Betrieb. Auf aufwendige Neuinvestitionen konnte man also verzichten. Und dass sich die Landeshauptstädter
für die quasi vor ihren Toren entstehende Seenlandschaft interessieren müssten, lag für die beiden Regionalpolitiker
auf der Hand.
Beim zuständigen Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) stieß das Projekt allerdings auf wenig Gegenliebe: Hier sah man
die Verbindung durch die über Großenhain verlaufende reguläre Bahnstrecke ausreichend gewährleistet. Zudem verwies
der VVO stets auf die Möglichkeit, in Kamenz aus dem Zug in den Bus nach Hoyerswerda umzusteigen. Es wurde
wieder still um das ehrgeizige Vorhaben – bis im November 2012 der Bernsdorfer Bürgermeister Harry Habel (CDU)
mit der Ankündigung überraschte, dass im darauf folgenden Sommer die Seenlandbahn rollen werde.
Zuvor hatte es zum Tag der Sachsen im Jahr 2011 in Kamenz einen wahren Ansturm auf die dort angebotenen Sonderfahrten
mit Dampfzügen nach Senftenberg gegeben.
"Nun, ganz so schnell hat es dann doch nicht geklappt", resümiert Habel heute. "Wir haben eingesehen, dass ein solches
Vorhaben einer noch intensiveren Vorbereitung bedarf." Es sei nicht einfach damit getan, einen Zug hinzustellen
und den Leuten zu sagen: "Nun steigt bitte ein."
Nein, um den Dresdenern die Fahrt in das Lausitzer Seenland schmackhaft zu machen, bedurfte es begleitender touristischer
Angebote. Diese wurden in dem durch die Verschiebung gewonnenen Jahr erarbeitet – und so endet zwar die Zugfahrt, nicht jedoch die Reise in Hoyerswerda oder Senftenberg. So steigen beispielsweise am kommenden
Sonntag die Fahrgäste in Hoyerswerda vom Zug direkt aufs Fahrrad um und radeln – nach einer kleinen Stadttour – zur
Energiefabrik Knappenrode, wo die Fabrikfestspiele stattfinden.
Weitere Ziele der späteren Seenlandbahn-Touren werden unter anderem der Tagebau Welzow, die Krabatmühle in
Schwarzkollm und Senftenberg sein. Insgesamt acht Mal geht die Seenlandbahn in ihrer Premierensaison auf große
Fahrt, den Abschluss bildet am 7. September eine Tour zu den IBA-Terrassen Großräschen und zum Rokokoschloss
Altdöbern. Besonders begehrt: der Ausflug in den Tagebau, wo bereits mehr als 40 von 70 Plätzen gebucht sind. Andere
Touren haben bislang nur eine Handvoll Anmeldungen.
Es werde mindestens drei Jahre dauern, ein solch neues touristisches Angebot zu etablieren, verweist Habel auf Experten-
Einschätzungen. Doch Habel mahnt: "Wir brauchen die Dresdener für das Seenland. Nur mit unserem eigenen
Potenzial kommen wir nicht weit." Man müsse die Landespolitik auf das Projekt aufmerksam zu machen, sodass vielleicht
– eines Tages – wieder Züge nach Fahrplan von Dresden über Kamenz nach Hoyerswerda rollen
Zum Thema:
Nach der Abfahrt in Dresden-Neustadt kann nach Anmeldung in Kamenz und Straßgräbchen-Bernsdorf zugestiegen
werden. Noch sind Plätze frei - auch für die Premierenfahrt am Sonntag. Ab etwa 20 Mitfahrenden im 70-Plätze-Zug
lohnt sich die Fahrt, so Sören Hoika von Iba-Tours, der es als Erfolg ansieht, wenn im ersten Jahr vier der acht Touren
stattfänden. www.lausitzerseenland.de