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2013-06-20

Ladenhüter wird jetzt verkauft (Sächsische Zeitung - Kamenz)

An der Hufe in Pulsnitz soll nach langer Pause wieder gebaut werden.

Von Reiner Hanke

Pferde weiden derzeit friedlich auf der Wiese zwischen Großröhrsdorfer Straße in Pulsnitz und Zur Hufe. Oberhalb schmiegt sich eine Häusle-Bausiedlung an den Hempelberg. Idyllisch gelegen. Einige Grundstücke sind hier noch frei. Eben zwischen diesen beiden Straßen. Auch dort, wo jetzt die Pferde noch knuspern. Die sollten leicht zu verkaufen sein! Denn Baugrundstücke in Pulsnitz sind knapp. Es sind aber trotzdem seit über zehn Jahren Ladenhüter. Denn im Untergrund schlummert eine Altlast. Zu DDR-Zeiten waren hier eine Deponie und zuvor eine Sandgrube. Nun könnte aber doch bald gebaut werden. Der Stadtrat machte dafür am Dienstag den Weg frei, aber erst nach einigen Diskussionen.

Die Deponie wurde noch zu DDR-Zeiten still gelegt, zugeschüttet, mit Mutterboden aufgefüllt und als Ackerland genutzt. Erst nach der Wende machte die Stadt Bauland daraus. Eine Saxonia Sachwert GmbH aus Dresden interessiert sich nun für das Grundstück. Derzeit geht es um 2100 Quadratmeter dieser Fläche an der Straße Zur Hufe – im Anschluss an die jetzige Bebauung. Auf der Internetseite der Firma heißt es, sie erwerbe „notleidende Immobilien und Grundstücke“. Und sie verwandele sie in gewinnbringende, ist herauszulesen. Interessante Lagen seien dabei wichtig. Das trifft auf Pulsnitz zu. Aber wie notleidend ist der Standort wirklich? Die Stadt beruft sich dabei auf ein Gutachten und eine Bohrung aus den 1990er-Jahren. Das Gelände gelte deshalb als unverkäuflich. Es sei äußerst schwierig, Käufer zu finden, beklagt die Stadt. Die ehemalige Deponie auf dem Gelände reiche in eine Tiefe von bis zu 4,2 Metern. Asche, Schlacke, Bauschutt, Braunkohlereste und teilweise Hausmüll schlummerten in der Tiefe. Außerdem sei der Baugrund nicht belastbar und müsste ausgetauscht werden. Das Gelände sei deshalb für Häuslebauer nur mit erhöhtem Aufwand zu erschließen, erklärte Fachbereichsleiterin Silvia Rauch. Das sei alles kostspielig. Es gebe aber keine Anhaltspunkte für gefährliche Ausdünstungen oder Gifte, die auf künftige Bewohner wirken könnten. Aber es seien weitere Untersuchungen nötig. So genau wisse keiner, was dort unten liege.

Risiken kaum überschaubar

Die Risiken seien jedenfalls für einen privaten Häuslebauer kaum überschaubar. Für den jetzigen Interessenten schon, so Silvia Rauch. Deshalb wolle die Stadt verkaufen. Der potenzielle Käufer wolle Wohngebäude errichten, so Rauch, ohne näher auf die Pläne einzugehen. Die Saxonia Sachwert GmbH sei auch an weiteren Teilen dieser Fläche Richtung Großröhrsdorfer Straße interessiert. Die Stadt wolle aber erst einmal sehen, wie sich diese Fläche entwickelt.

Ursprünglich lag der Quadratmeterpreis in diesem Baugebiet mal bei bis zu 60Euro. Jetzt sollen die 2000Quadratmeter für 15Euro also insgesamt für 32000Euro verkauft werden. Für die Stadtkasse wäre das natürlich ein Verlustgeschäft. Zweifel an diesem Geschäft kamen deshalb aus der CDU-Fraktion und von den Christen für Pulsnitz. Auch Zweifel an der Seriosität des Käufers, der günstig kaufe und teuer verkaufe, sagt Maik Förster (Christen für Pulsnitz). So habe er die Erläuterungen im Internet aufgefasst. Kay Kühne (CDU) gab außerdem zu bedenken: „Wir verzichten auf 90000Euro.“ Ob die heutzutage noch herauszuholen sind, sei einmal dahin gestellt, aber vielleicht ein Teil. Immerhin könnte die Stadt vor dem Verkauf prüfen, was es kosten würde, „wenn wir die Altlast selber entsorgen“, so Kühne, statt jetzt für 15 Euro an eine Immobilienfirma zu verkaufen. Er warnt vor der Firma. Kritik klang auch an der Vermarktungspolitik der Stadt durch, die das Grundstück schlechter rede als es sei. Es gebe derzeit 18 Bauinteressenten für die Fläche am Eierberg, so Kühne. Die ist aber noch längst nicht erschlossen. Die an der Hufe schon. Bauexperte Jürgen Scholze (FDP) bezweifelte allerdings, dass für die Stadt ein zusätzlicher Gewinn herausspringen könnte. Maik Förster schlug sogar vor, das Grundstück den anderen Anliegern anzubieten und es damit als Grünanlage für die zu erhalten. Diese Variante schließt die Stadt aus. Wenig Vertrauen hat aber auch Maik Förster in den Käufer. Er setzte sich schließlich mit dem Vorschlag durch, wenigstens Auflagen zu erteilen: „Damit die Fläche kein Spekulationsobjekt wird, das verrottet.“ So wird jetzt eine Dreijahresfrist in den Vertrag eingearbeitet. In der muss gebaut werden. Spätestens dann sollten also Bagger statt Pferde an der Hufe zu sehen sein.