Filme



Aktuelles

2013-02-19

SZ greift ein Thema von KR Förster auf

Bereits zur Diskussion im Kreistag habe ich nachgefragt, weshalb wir als die, die den Nahverkehr politisch tragen, keinen Einfluss nehmen, die unsäglichen Tarifzonen abzuschaffen. Diese verteuern nicht nur die Schülerbeförderung, sondern halten Leute davon ab, die Bahn überhaupt zu nutzen. Nunmehr habe ich dieses Thema im Stadtrat Pulsnitz angesprochen (weil empörte Bürger, die einen Strafzettel in Bischheim bekommen haben sich an mich gewand haben) und Herr Hanke von der SZ hat dies in einem guten Artikel aufgegriffen. Zudem ist die weitere Belebung des Projektes der Seenlandbahn daran gekoppelt, dass die Bahnstrecke weiter belebt wird:


Tarif-Grenze bei Kamenz soll weg
Der Verkehrsverbund will jetzt sein Preissystem gerechter gestalten.

Von Reiner Hanke

Starre Tarifzonengrenzen zwischen Dresden, Pulsnitz und Kamenz ärgern Pendler und machen den Nahverkehr teuer.

Auf der Freifläche neben dem Bahnhof in Gersdorf ist morgens immer Betrieb. Dort suchen Pendler ein sicheres Plätzchen für ihren Pkw, um auf die Bahn umzusteigen. Sie kommen aus Kamenz und Umgebung, aber auch aus dem Bautzener Raum bis nach Göda. Darauf lassen zumindest die Kennzeichen schließen. An diesem Morgen sind es an die 30Pendler.

Parken und Reisen ist das Stichwort. Viel propagiert, aber auch mit Ärger verbunden. Gleich mehrfachem. Dafür sorgen die Tarifzonen. Das starre System bringt Pendler regelmäßig auf die Palme. Zwischen Pulsnitz und Kamenz liegt die Grenze bei Gersdorf. Das heißt: Für eine Fahrt zwischen den beiden benachbarten Städten muss für zwei Tarifzonen gezahlt werden. Nicht mit Diana Haase und etlichen anderen Pendlern in der Region. Der Fahrpreis sei schon teuer genug, sagt die Kamenzerin. Mit dem Sprung über die Tarifzonengrenze verdoppelt er sich fast. Also fahren Sparfüchse wie Diana Haase von Kamenz mit dem Auto über die Zonengrenze. Auch wer von Kamenz bis Dresden will, spart so wenigstens eine Tarifzone.

Beim Einzelfahrschein von Kamenz nach Pulsnitz oder Radeberg sind statt 3,80 Euro nur 2Euro fällig. Bei der Wochenkarte nur 16 statt 29Euro. Der Spareffekt ist enorm. Aufs Jahr hochgerechnet über 600 Euro. Bei der Monatskarte läuft das so ähnlich. Natürlich müssen die Kosten für den Pkw abgezogen werden. Aber der "Ritt" über die Zonengrenze lohnt sich trotzdem.

Freilich durchkreuzt er das Anliegen des öffentlichen Nahverkehrs, Autos von der Straße zu holen, die Umwelt von Abgasen zu entlasten. "Das ist nicht Sinn und Zweck der Sache", räumt auch Christian Schlemper ein, Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO). Zumal, wenn die Pendler direkt neben den Gleisen zum nächsten Bahnhof rollen.

Was sagt der VVO dazu? Der Unmut über die Schwachpunkte des Preissystems ist inzwischen bis zu den VVO-Verantwortlichen durchgedrungen. Die Kritik kommt nicht nur aus dem Kamenzer Raum. Vor allem von den Dresden-Anrainern Radebeul, Radeberg und Heidenau kommt Druck. Mit den auf Regionen zugeschnittenen Zonen seien die Tarife sehr einfach gestrickt, so VVO-Sprecher Schlemper über die Vorteile. Aber er muss zugeben, dass das System leicht zu Ungerechtigkeiten führt. Gerade auch, wenn kurz vor Kamenz das Zonen-Ende droht. Wenn die Kamenzer Hauptkirche schon hinter der nächsten Kurve zum Greifen nah ist. Trotzdem verdoppelt sich der Fahrpreis fast, für die letzten Kilometer bis zur nächsten Station in Kamenz. Der VVO versprach jetzt am SZ-Telefon: "Wir untersuchen derzeit die Tarife, wie wir sie verändern können." Im Spannungsfeld einer einfachen und trotzdem gerechteren Preisstruktur. Dafür sei extra ein Gremium gegründet worden. Spruchreife Ergebnisse gebe es allerdings noch nicht. Mehrere Modelle, so auch kleinere Tarifzonen, seien derzeit noch im Gespräch. Doch der öffentliche Druck wird wachsen. Christian Schlemper rechnet in den nächsten Monaten mit Ergebnissen, aber frühestens 2014 mit Veränderungen. Die Kunden von Bus und Bahn dürfen gespannt sein.


Bundespolizei droht Parkenden

Zwischen Pulsnitz und Kamenz kommt noch verschärfend hinzu, dass es in Gersdorf keinen P+R-Platz (Parken und Reisen) gibt, wie in Pulsnitz. Nicht nur, dass der Nahverkehr ein Loch ins Portemonnaie reißt. Die Bundespolizei droht den Parkenden jetzt auch noch mit Bußgeldern. Dabei ist Platz genug, berichtet ein Student aus Reichenau. Er parkt regelmäßig mit dem Auto neben dem Bahnhof in Gersdorf und fährt per Zug zur TU nach Dresden. Nun fanden er und 20 weitere Kraftfahrer Zettel unter dem Scheibenwischer - mit einer deutlichen Verwarnung. Parken sei auf der Fläche verboten. Einen Bußgeldbescheid habe er zum Glück noch nicht erhalten. Aber erklärlich seien diese Strafaktionen gegen Nahverkehrskunden: "Niemand wird hier gestört." Der Park- und Tarifärger sorgte jetzt auch im Pulsnitzer Stadtrat für Fragen. Ein Teil der Pendler fährt offenbar gleich bis Pulsnitz weiter, aus Sorge vor Strafgebühren. Dort könnten dadurch die Parkplätze knapp werden. So kommt jetzt auch aus Pulsnitz die

Forderung, an den Tarifzonen zu schrauben. Die zwischen Gersdorf und Kamenz müsse jedenfalls weg.

Beim VVO ist der Ärger mit der Bundespolizei-Kontrollen schon aus früheren Jahren bekannt. Nach Gesprächen sei Ruhe eingekehrt gewesen. Jetzt muss wohl mal wieder nachgehakt werden. Dass diese Rampe Bahngelände ist, weiß auch der VVO-Sprecher. Es sei trotzdem unverständlich, dass Fahrgäste durch solche Verwarnungen verprellt würden. Die Deutsche Bahn AG zieht sich ihrerseits auf Sicherheitsfragen zurück. Deswegen werde an den Schildern festgehalten, die das Gelände als Bahnanlage kennzeichnen. Wegen der Verkehrssicherheit könne die Fläche nicht zum Parken freigegeben werden. Im Übrigen kontrolliere die Bundespolizei ohne speziellen Auftrag der Bahn. Einen Tipp hat diese noch parat: Die Gemeinde Haselbachtal könne sich mit dem Kundenmanagement der Bahn in Verbindung setzen und die umstrittene Ladestraße kaufen. Dann würde ja der Errichtung eines P+R-Parkplatzes nichts mehr im Weg stehen.