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2012-05-30

Protestwelle gegen Lessingschul-Aus (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Von Frank Oehl

Die Schließung der traditionsreichen Kamenzer Abiturschule zum neuen Schuljahr hat Kreis- und Stadträte mobilisiert. Der Landkreis beschwichtigt: Aula und Turnhalle sind weiter nutzbar.

Seit Ende letzte Woche steht fest, dass die Lessingschule in Kamenz zum neuen Schuljahr dicht bleibt und der Unterricht der gymnasialen Oberstufe der Klassen 11 und 12 nun im Schweitzerhaus am Flugplatz stattfindet. Das hat eine Protestwelle ausgelöst. Daran sind auch Kreis- und Stadträte beteilig:

Kreisrat fordert Einberufung des Kreisbildungsausschusses

Aus Oberlichtenau hat sich Kreisrat Maik Förster mit einer Initiative zu Wort gemeldet. Er fordert eine Sondersitzung des Kreisbildungsausschusses. Dabei verweist er auf den eben erst beschlossenen Schulnetzplan des Kreises. Darin werde auf die Standortdebatte in Kamenz explizit eingegangen. Eine „zukunftsfähige Lösung“ hebe ausdrücklich auf beide Standorte des Lessinggymnasiums am Flugplatz und in der Innenstadt ab. Im Datenblatt für das Gymnasium sei für die nächsten fünf Jahre die Umsetzung der Brandschutzauflagen „an beiden Standorten unter Beachtung der Gesamtsituation an fortführenden Schulen der Stadt“ ausgewiesen. Der Kreistag sei die oberste Vertretung der Bürger und lege die Grundsätze für die Verwaltung des Kreises fest und entscheide über alle Angelegenheiten, soweit nicht der Landrat oder die Ausschüsse selbstständig entscheiden. „Die Schließung der Lessingschule verstößt damit gegen den gerade erst gefassten Beschluss des Kreistages.“ Förster fordert einen kurzfristigen Beschluss des Bildungsausschusses mit dem Ziel, die Betriebssicherheit der Lessingschule bis zum Beginn des Schuljahres 2012/2013 herzustellen. Er verweist auf die Pläne für einen provisorischen Metallbau als 2. Rettungsweg. „Er sollte so konzipiert werden, dass dieser bei einem Neubau oder an anderer Stelle wieder verwendet werden kann.“

Linke-Stadträte werfen dem Kreis Rechtsbruch vor

Nach Volker Schmidt (Kamenz direkt) haben sich mit Annett Merbitz und Thomas Lieberwirth jetzt auch zwei Stadträte der Linken positioniert. „Der Landrat und sein Beigeordneter unternehmen alle Schritte, um eine Schließung des Lessinggymnasiums am Standort Henselstraße zu erreichen und zu zementieren.“ Damit würden Fakten geschaffen, vor deren Hintergrund Beratungen mit Vertretern der Schulen und der Stadt zu den Schulstandorte nur noch „Alibiveranstaltungen“ seien. „Der Kreis begeht mit diesen Schritten einen klaren Rechtsbruch.“ Der Kreis habe sich im Vertrag mit der Stadt zur Zusammenlegung der Gymnasien dazu verpflichtet, darauf hinzuwirken, dass die Schüler der oberen Klassenstufen im Gebäude Henselstraße 14 unterrichtet werden. Veränderungen der Gebäudenutzung seien ausdrücklich „nur im Einvernehmen“ mit der Stadt zu veranlassen, wie es im Vertrag heißt. Darum habe sich der Landkreis bislang nicht ausreichend bemüht. „Die Art und Weise, wie der Landkreis in der Person des Beigeordneten agiert, lässt für die Zukunft Schlimmes erhoffen.“ Landrat Harig wird aufgefordert, die Standortfrage endlich zur „Chefsache“ zu machen. Die Stadt ihrerseits müsse nun schnellstens Schritte einleiten, um diesen Rechtsbruch klar zu benennen. „Gleichzeitig sollten wir unsere Angebote zur Sicherung des gymnasialen Standortes Henselstraße aufrechterhalten.“

Kreis lässt Räume in der

Macherstraße reaktivieren

Der Landkreis Bautzen hat gestern auf SZ-Nachfrage seine Position präzisiert. Aufgrund gravierender Mängel im Brandschutz habe dem Haus in der Henselstraße die baurechtliche Nutzungsuntersagung. für die oberen Stockwerke gedroht. Mit der Schulleitung habe man deshalb Abstimmungen zur Unterrichtsorganisation im Schuljahr 2012/13 geführt. Kreissprecher Gernot Schweitzer: „Eine ausschließliche Nutzung des Untergeschosses wurde schulorganisatorisch für nicht sinnvoll gehalten.“ Die Abiturstufe werde deshalb im Schweitzerhaus gesichert. Mit der Schulleitung vor Ort sei abgestimmt worden, welche Räume am Flugplatz für den Kursbetrieb „reaktiviert“ würden. Das Gebäude in der Henselstraße werde auch über die Winterperiode im betriebsfähigen Zustand gehalten. Die Aula sei zu besonderen Anlässen wie bisher offen. „Auch die Sporthalle soll sowohl für das Gymnasium als auch für den Leistungs- und Freizeitsport offen bleiben.“ Kreismedienstelle und Ergänzungsbibliothek blieben im Schweitzerhaus. Das dortige Hörsaalgebäude bleibe als Aufenthaltsbereich und Cafeteria nutzbar.

Der Standort Henselstraße

soll Schulgebäude bleiben

Wie der Kreissprecher mitteilt, sind sich Gymnasium und Schulträger einig, dass der Standort Henselstraße unbedingt als Schulgebäude erhalten werden muss. Gemeinsam mit der Stadt werde man in Dresden Fördermöglichkeiten ausloten. Es sei die unbestrittene Absicht des Kreises, das Gebäude Henselstraße brandschutztechnisch zu ertüchtigen. „Das ist allerdings nicht mit dem Anbau einer Eisentreppe und binnen eines Monats getan, sondern beläuft sich auf etwa zwei Millionen Euro“. Zunächst müsste zur späteren Gebäudenutzung und zum Umfang möglicher Investitionen entschieden werden.


Anmerkung:
Am 11. Juni 2012 ist der nächste Kultur- und Bildungsausschuss geplant.
Wenn dieser in der Lessingschule stattfinden würde und dort ein Fahrplan zum Gesamtschulkonzept für Kamenz verabschiedet wird - sollte die als ersten Schritt genügen...
Förster