Filme



Aktuelles

2012-03-03

Müssen weitere Grundschulen schließen? (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Von Reiner Hanke

Die Kommunen weisen Drohungen zurück. Sie stehen im neuen Schulnetzplan des Kreises

Die Bienen haben es Kilian angetan. Nicht nur wegen des Honigs fürs Brötchen. Der Junge geht in die dritte Klasse der Oberlichtenauer Grundschule. Und dort steht für die Kinder „Imkerei“ im Ganztagsangebot mit auf dem Programm. Das gibt’s sonst nirgends. Kilian wäre sehr traurig ohne die Bienen. Er müsste auch eher raus, alles wäre nicht mehr so persönlich, sagt Vater Robert Döppl, wie in der Dorfschule in dem Pulsnitzer Ortsteil. Doch die hat es seit Jahren schwer, die geforderten 15 Schüler für die erste Klasse zusammenzubringen. Zehn sind es fürs nächste Schuljahr, und die Prognosen der Schulbehörde für die kommenden Jahre sind nicht so rosig. Ein Unding, die Schule zu schließen, sagt auch Stadtrat Maik Förster. Hintergrund für solche Sorgen „ist eine sehr ominöse Passage“, wie es Ratskollege Kay Kühne nennt, im Entwurf des Kreises für den Schulnetzplan. Dessen Neuauflage wird momentan in den Kommunen diskutiert. Auf 229 Seiten werden noch mehr Problemschulen genannt.

Warum muss das Papier gerade jetzt überarbeitet werden?

Gesetzlich vorgeschrieben ist das alle fünf Jahre, um auf Entwicklungen bei den Schülerzahlen reagieren zu können. Dabei sieht die Kreisbehörde im Bereich der Gymnasien keine und bei den Mittelschulen wenig Probleme. Kritischer fällt die Analyse bei den Grundschulen aus. Hier werden alle Standorte in den Fokus gerückt, die in den nächsten fünf Jahren die geforderten Schülerzahlen nicht bringen und damit gefährdet sind. Darüber hinaus werden auf Grundlage langfristiger Prognose des Statistischen Landesamtes 22 Schulen als Wackelkandidaten genannt. Eine Passage ließ vor allem Kommunalpolitiker in Pulsnitz, Kamenz und Ottendorf-Okrilla aufhorchen.

Was bemängelt der Landkreis in den Kommunen konkret?

Dass die Mindestschülerzahl für eine Klasse nicht gesichert ist. Kamenz, Pulsnitz mit Oberlichtenau und Ottendorf-Okrilla haben mindestens zwei Grundschulen. Hier müssten sich die Räte „positionieren, welche Grundschule gegebenenfalls geschlossen wird“. Der Kreis pocht auf die Mindestschülerzahl bei den Erstklässlern pro Klasse. Und die liegt bei15. Ein solcher Wink mit dem Zaunpfahl lässt zum Beispiel beim Pulsnitzer Stadtrat Förster die Alarmglocken schrillen. Zumal die Stadt viel Geld in die Oberlichtenauer Schule gesteckt habe. Aber laut Kreisanalyse könnte es für den Standort kompliziert werden.

Welche Schulen stehen

noch im Fokus der Behörde?

Es sind neben Oberlichtenau sieben plus Crostwitz, die bis 2016 bei einzelnen Jahrgängen die geforderte Zahl an Erstklässlern nicht erreichen würden. Für die sorbischen Grundschulen gelten wegen ihres besondern Stellenwertes andere Maßstäbe. Im Raum Kamenz steht auch die Grundschule am Gickelsberg im Fokus. In diesen Fällen seien jetzt aus Sicht der Schulbehörde die Kommunen am Zug. Bautzen empfiehlt, die Probleme durch Änderung der Schulbezirke zu lösen. Das ist der einfachste Weg, aber ein heißes Eisen und kann Ärger mit Eltern heraufbeschwören. Bei den 22 langfristigen Problemfällen sollten die Kommunen mit Nachbargemeinden sprechen, um die Schülerzahlen zu sichern. Anderenfalls würden Schuljahrgänge nicht besetzt oder die Schulen in letzter Konsequenz geschlossen.

Wie will Pulsnitz die Schule

in die Zukunft retten?

Die Stadt als Schulträger müsse nun schnell ihre Hausaufgaben machen und klar regeln, wer künftig welche Pulsnitzer Grundschule besucht, sagen die Räte Kay Kühne und Maik Förster. Insgesamt gebe es genug Schüler. Und die Grundschule Pulsnitz sei dauerhaft nicht in der Lage, so viele Schüler allein aufzunehmen, sagt Bürgermeister Peter Graff (FDP). Oberlichtenau werde gebraucht. Er sieht in der Frage das Kultusministerium fest an seiner Seite. Der Kreis habe hier nichts zu entscheiden. Trotzdem müsse die Stadt jetzt unverzüglich handeln, räumt er ein. So hätten diese Woche Beratungen begonnen über die künftigen Kriterien, nach denen Kinder in Pulsnitz oder Oberlichtenau eingeschult werden. Der Stadtrat wird sich im März damit befassen: Peter Graff: „Wir werden die Mindestzahl erfüllen.“

Wie reagiert Kamenz auf

den Druck aus Bautzen?

Auf die umstrittene Passage geht die Stadt gleich gar nicht ein, sondern sofort zur Verteidigung über. Für Kamenz sei nirgends erkennbar, dass es zu Schulschließungen kommen könnte, so Dezernentin Elvira Schirack kämpferisch. Die Stadt werde die geforderten Schülerzahlen auch am Gickelsberg erreichen und ein kleines Defizit durch Änderungswünsche ausgleichen. Eine Stellungnahme werde der Stadtrat im April beraten. Sollte es nötig werden, so werde die Stadt über Änderungen im Schulnetzplan beraten. Derzeit noch nicht.

Wann wird der Plan fürs Schulnetz beschlossen?

Dies ist im Mai vorgesehen. Dann müssten alle Stellungnahmen der Kommunen gesichtet sein. Der Kreistag hat das letzte Wort. Damit wird das Schulnetz wieder für fünf Jahre geknüpft. Auf ein Wort