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2012-01-19

Asyl: Familien werden dezentral untergebracht - Eine alte Forderung von KR Förster - so kann Integration gelingen.

Sächsische Zeitung - Kamenz

Jetzt auch Asylbewerber in Wiednitz
Von Ralf Grunert

Der Landkreis Bautzen fördert die Unterbringung von Familien außerhalb von Heimen. Ein Mehrfamilienhaus in Heide wurde als dafür geeignet befunden.
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Nur wenige hundert Meter von dem Ende 2006 geschlossenen Aussiedlerheim in der Wiednitzer Ortslage Heide (im Bild oben zu erkennen) haben seit kurzer Zeit in der zum Mehrfamilienhaus umgebauten ehemaligen Berufsschule (in der Bildmitte mit dem hellbraunen Dach) mehrere Asylbewerber-Familien ein Domizil. Foto: Uwe Schulz
Noch kurz vor dem Jahreswechsel und der Eingemeindung nach Bernsdorf hat die Einwohnerzahl von Wiednitz einen kleinen Sprung nach oben gemacht. Zuwachs war in der Ortslage Heide zu verzeichnen. Dort wurden Teile der zu einem Wohnhaus umgebauten ehemaligen Berufsschule neu bezogen – von fünf Familien, die sich um Asyl in Deutschland bemühen.

Erfahrungen mit der Unterbringung von Bürgern aus anderen Staaten hat man bereits in Heide. Zuletzt hatte der damalige Landkreis Kamenz dort ein Heim für Spätaussiedler betrieben. Um die 200 Bewohner wurden hier zwischenzeitlich betreut, ehe die Einrichtung Ende 2006 schloss.

Insgesamt 408 Asylbewerber

Dass nun Asylbewerber in Heide ein neues Domizil gefunden haben, derweil in Kamenz das neue Asylbewerberheim kurz vor dem Bezug steht, hat mehrere Gründe. „Der Kreistag hat die Verwaltung beauftragt, unter anderem Familien vorrangig dezentral unterzubringen“, so Pressesprecher Gernot Schweitzer vom Landratsamt Bautzen.

Dezentral bedeutet: in Wohnungen. Das wird auch bisher schon so praktiziert. Im Landkreis sind aktuell 19 Familienverbände und zwei Einzelpersonen auf diese Weise untergebracht. Insgesamt handelt es sich um 74 Personen. Weitere 334 Personen sind in den Heimen in Kamenz und Seeligstadt untergebracht. Das neue Heim in Kamenz wird eine Gesamtkapazität von rund 400 Personen haben.

Immobilie frei für Vermietung

Ein weiterer Grund, einen Teil der Asylbewerber in Wiednitz unterzubringen, ist die dortige Immobilie, wie Gernot Schweitzer weiter wissen ließ. Das betreffende Gebäude in Heide, das seit dem vergangenen Jahr komplett leer steht, wurde dem Landkreis von der Kamenzer Bildungsgesellschaft (KaBi) angeboten. Unter Beachtung des Kreistagsbeschlusses zur vorrangig dezentralen Unterbringung von Asylbewerber-Familien, wie der Landkreis-Pressesprecher betont.

Die KaBi ist eine100-prozentige Tochtergesellschaft des Landkreises Bautzen. „Sie wurde als ein Bestandteil der umfassenden sozialen Dienstleistungen des Landkreises Kamenz am 03.06.1992 gegründet“, heißt es auf der Homepage. Im Jahre 2000 hat die KaBi das bis 1990 als Berufsschule genutzte Gebäude zu einem Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen umgebaut. Seinerzeit war das ein Projekt mit Modell-Charakter gewesen, denn der Umbau erfolgte durch Spätaussiedler für Spätaussiedler.

Besuch in Kleiderkammer

Nun also bewohnen Asylbewerber, unter anderem aus dem Iran und aus Afghanistan das Haus. In Fragen und Belangen des täglichen Lebens werden sie von Sozialarbeitern der KaBi unterstützt, wie Gernot Schweitzer sagt. „Auch die Ausländerbeauftragte des Landkreises Bautzen nimmt sich besonderer Probleme der dezentral untergebrachten Personen an.“

Seit der Ankunft in Wiednitz im vergangenen Jahr hat sich zudem die damals noch selbstständige Gemeinde um die Asylbewerber gekümmert, wie gestern auf Nachfrage von Ex-Bürgermeister Gottfried Jurisch zu erfahren war. Es wurden Arzt- und Apotheken-Besuche abgesichert. In der Kleiderkammer des Arbeitslosen-Selbsthilfe-Vereins Kamenz in der alten Schule in Wiednitz konnten sich die Familien mit der für den Winter notwendigen Bekleidung versorgen.

Bedenken im Gemeinderat

Die Unterbringung von Asylbewerbern in Heide ist übrigens mit dem Gemeinderat abgesprochen gewesen. Wegen der dezentralen Lage und der Entfernung zu Kamenz habe es zwar von Wiednitzer Seite Bedenken gegeben. Die Entscheidung lag aber letztlich beim Landkreis. Probleme hat es seither in Heide keine gegeben. „Das Zusammenleben mit der Nachbarschaft funktioniert“, so die Einschätzung von Gottfried Jurisch. Wie lange das Haus in Heide als Unterkunft für Asylbewerber genutzt werden soll, weiß er ebenso wenig wie Gernot Schweitzer. Letzterer sagt: „Die Mietverhältnisse sind unbefristet.“