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2009-02-06

Leben und Wirken von Pfarrer Oskar Brüsewitz

Die Wirren des 2. Weltkriegs haben Oskar Brüsewitz’ Lebensweg gezeichnet: Geboren am 30. Mai 1929 im Memelgebiet. Der 2. Weltkrieg beendet seine Schulzeit mit einem Not-"Abschluß" zur Konfirmation Ostern 1943, er ist damals 14 Jahre alt.

In den Kriegswirren flüchtet die Familie nach Melle. Hier machte er sich selbständig und legte als jüngster Schuhmacher Niedersachsens seine Meisterprüfung ab.

Nach dem Krebstod seiner Mutter 1949 flüchtet sich er sich 1951 in eine Ehe mit Resi Heinisch aus Bremen. Nach einem Umzug nach Hildesheim und der Geburt der Tochter Renate am 15.6.1952 entfremden sich die Eheleute jedoch bald, die Ehe wird geschieden. Brüsewitz nimmt die Schuld auf sich und überläßt seiner Frau den erarbeiteten Besitz, wird später jedoch zur Zahlung von Unterhalt verurteilt.

Nach dieser ernsten Krise will Oskar Brüsewitz einen "neuen Anfang wagen". Praktisch mittellos und von Magengeschwüren gepeinigt, wird er 1954 in Weißenfels Kontrolleur in einer Schuhfabrik.

Hier wird erstmals der Wunsch des innerlich aufgewühlten Oskar Brüsewitz deutlich, das Evangelium zu verkünden. Doch sein Studium in der Predigerschule der Lutherstadt Wittenberg endet wegen des Magenleidens bereits nach wenigen Wochen. Brüsewitz macht sich daher in Leipzig als Schuhmacher selbständig. Er ist so erfolgreich, daß er bald 10 Angestellte beschäftigt.

Im November 1955 heiratet Oskar Brüsewitz in Leipzig die Krankenschwester Christa Roland. Seine 2. Ehe beschreibt er 1973 in einem Brief als "Geschenk Gottes".

Seine aufrichtige und engagierte Art trägt ihm bereits in Leipzig zunehmend Schwierigkeiten mit dem Staat ein. Das Schaufenster seines Betriebes mit einer biblischen Darstellung wurde nachts mit Farbe zugeschmiert, der Aushangkasten mit christlichen Schriften zerstört. Ein Grundstück in der Nähe, das er pachtet und mit einem Schild als "Evangelischen Jugendspielplatz" ausweist, wird von der Kirchengemeinde nicht genutzt, weil man vor einer Konfrontation mit der Partei Angst hat.

1956 beginnt das Minsterium für Staatssicherheit der DDR (kurz: Stasi) mit der Überwachung des ihr aus kommunistischer Sicht "gefährlich" erscheinenden Pfarrers Oskar Brüsewitz.

1959 erkrankt Brüsewitz erneut: Er erleidet drei Herzanfälle und möglicherweise sogar einen Herzinfarkt. Nach der einjährigen Genesungszeit ist an eine Wiederinbetriebnahme seiner Werkstatt nicht mehr zu denken. Die Familie zieht daraufhin 1960 nach Weißensee. Dort übernimmt die Stasi-Kreisdienststelle Sömmerda die Überwachung. Brüsewitz merkt das: Er fühlt sich von "Partisanen gejagt".

Mit seiner neuen Werkstatt, aus Raummangel in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon eingerichtet, hat er großen Erfolg. Doch 1963 wird sie in eine Produktionsgenossenschaft (PGH) "überführt", Brüsewitz fühlt sich dadurch eingeschränkt und nicht mehr unabhängig. Er betätigt sich daraufhin in der Kirchengemeinde noch aktiver und übernimmt neben der Jugendarbeit den undankbaren Auftrag des Kirchensteuer-Einnehmers.

Brüsewitz organisiert Evangelisationswochen im Kirchenkreis Sömmerda, die in der bereits stark atheistischen Atmosphäre von der örtlichen SED-Parteiführung als Provokation empfunden werden, aber ein deutlicher Missionserfolg sind. Doch Brüsewitz, dessen Gabe für die Evangelisation deutlich wird, ist nicht zufrieden. In seine Familienbibel schreibt er 1964:

"Wir sind schon vier Jahre in Weißensee. Eine wüste Stadt ohne Gott. Der Bolschewismus hat hier gesiegt. 4000 Menschen sind zu Sklaven geworden. Oh Herr Jesus, rette Du diese Stadt und laß mächtige Boten Dein Wort verkündigen."

Oskar Brüsewitz’ ausgefallene und originelle Ideen, die er vorher nie jemanden mitteilte und die er stets alleine verwirklichte, machen ihn bekannt. Wie alttestamentliche Propheten sucht er das Evangelium zu veranschaulichen und mit symbolhaften Aktionen plastisch darzustellen.

Ein Schaukasten in Weißensee, in dem ein Kreuz aus Neonröhren einen Globus (der sich auf einem Plattenspieler drehte) und das Christuswort "Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige" (Offenbarung 1, 17—18) beleuchtet, wird nachts, wie andere andernorts auch, von der Volkspolizei entfernt.

Sein persönlicher Boykott einer "Wahl" und sein öffentlicher Kommentar ("Ich habe schon gewählt, nämlich Christus") führen zu einer Hausdurchsuchung.

In dieser Zeit beginnt die Stasi, sich intensiver mit Brüsewitz zu beschäftigen: Die Bezirksverwaltung Erfurt legt einen "Vorlauf-Operativ" über ihn an. Unbedingt müsse verhindert werden, daß Brüsewitz zu einem "Märtyrer" werde, heißt es schon damals in den Stasi-Akten. Ein Pfarrer ("Inoffizieller Mitarbeiter (IM) "Eckstein") informiert die Stasi über den unbequemen Prediger.

Unterstützt vom Superinten-denten und vielen Pfarrern des Kreises Sömmerda, die seinen Glaubensernst schätzen, bewirbt er sich 1964 um Aufnahme in die Predigerschule Erfurt.

Das Studium ist für den 36jährigen wegen seiner ungenügenden Schulbildung eine schwierige Prüfung, die er aber dennoch im Frühjahr 1969 erfolgreich abschließt.

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