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2010-09-15

Schnelles Internet kommt aufs Land (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Von Robert Berlin
Mit Hochgeschwindigkeit ins Netz – das soll schon bald überall im Kreis möglich sein. Bis zum Jahresende erhalten sieben Funkmasten neue Technik.
Schlechter Internetempfang auf dem Land soll bald der Vergangenheit angehören. Mit einer neuen Technologie namens Long Term Evolution (LTE) könnten viele Nutzer noch in diesem Jahr per Funk ins Netz gehen. Das Unternehmen Vodafone beginnt Ende September damit, neun Funkmasten in Sachsen auf die LTE-Technik umzurüsten. Sieben der Standorte sind im Landkreis Bautzen. Die Vodafone- Konkurrenten Telekom und Telefonica O2 wollen 2011 nachziehen.

Halbe Sekunde pro Internetseite

Für die neue Technik werden die bestehenden Masten genutzt. Bisherige Versorgungslücken sollen durch die größere Reichweite von bis zu acht Kilometern geschlossen werden. LTE ist für eine Surfgeschwindigkeit bis zu 100 Megabit je Sekunde ausgelegt. Vodafone-Sprecher Bernd Hoffmann grenzte jedoch ein: „In den ländlichen Gebieten werden wenigstens drei, in den Städten bis zu 50 Megabit in der Sekunde erreicht.“ Das entspräche auf dem Land einer herkömmlichen DSL-Leitung. Bei 50 Megabit je Sekunde würde sich eine Internetseite bereits in weniger als einer halben Sekunde aufbauen. Derzeit dauert es meist noch etwa vier Sekunden. Auch könnten problemlos hochauflösende Videos im Internet angeschaut werden.

Nach einer Studie des Landkreises hatten Anfang des Jahres 297 von 521 Kommunen und Ortsteilen keinen schnellen Internetanschluss. Die Verwaltung legte deshalb ein Förderprogramm auf, damit Unternehmen auch wenig lukrative Gebiete mit Internet versorgen. Landkreis-Sprecher Gernot Schweitzer zufolge hätten allein die Studie und die Planung der Initiative etwa 140000 Euro gekostet. Gefördert wurde bisher noch niemand. Über die Ausschreibung soll erst im Kreistag Ende September entschieden werden. Sollte ein Anbieter flächendeckend Internet aufs Land bringen, werde die Versorgung dieser Gebiete nicht mehr ausgeschrieben, so Schweitzer.

Eine der Regionen ohne schnelles Internet befindet sich um Bischofswerda. Hier surfen die Bürger derzeit mit einem sehr langsamen DSL-Anschluss. OB Andreas Erler (CDU) begrüßt deshalb die Pläne Vodafones, zwei Funkmasten umzurüsten: „Schnelles Internet sollte auch auf dem Land Stand der Technik sein. Viele Firmen haben sich bereits beklagt.“

Hubertus Rietscher (CDU), Bürgermeister von Ralbitz-Rosenthal, könnte ebenfalls bald von der neuen Technik profitieren. „Das wird auch höchste Zeit“, sagt er. Lange hätten die Rosenthaler nicht einmal analoge Geschwindigkeit gehabt. In der Verwaltung sei man mit 56 Kilobit je Sekunde durch das Netz geschlichen.

Skepsis beim lokalen Anbieter

Die Rosenthaler warteten jedoch nicht erst die Initiativen der großen Unternehmen ab. Seit Mai haben etliche Einwohner der Gemeinde durch Günther Schuster schnelles Internet bekommen. Der hat sich in Milkel bei Radibor als Kommunikationstechniker selbstständig gemacht. Inzwischen versorgt er in 22 Gemeinden rund 340 Haushalte mit einem eigenen Funknetz. „Die Pläne von Vodafone sind eine Herausforderung“, sagt er. Schuster glaubt allerdings nicht, dass sich die LTE-Technik durchsetzen wird: „Das ist noch zu teuer.“

Ein Tarif mit einer Verbindung von 7,2 Megabit je Sekunde kostet bei Vodafone etwa 40 Euro monatlich. Firmensprecher Hoffmann denkt, dass Ende des Jahres die ersten Empfangsgeräte wie USB-Sticks und Router auf den Markt kommen werden. Diese sind meist gegen Aufpreis im Vertrag enthalten.