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2010-03-11

Aus für Tischler in Pulsnitz rückt näher (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Von Reiner Hanke

Am 22.März fällt die endgültige Entscheidung über die Pulsnitzer BSZ-Außenstelle.
Der kommende Abschied von Pulsnitz schwingt schon in jeder Zeile mit: Nächste Woche lädt die dortige Außenstelle des Kamenzer Berufsschulzentrums (BSZ) auf der Goethestraße zum Ausbildungs- und Fachschultag ein: „Ein letztes Mal in Pulsnitz“, heißt es. Derzeit üben sich hier noch über 70 Azubis und angehende Holztechniker in der praktischen Ausbildung mit Holz. Nach dem Ende des Ausbildungsjahres soll die Holzausbildung in die Kamenzer Hauptstelle verlagert werden. Nach wie vor gibt es aber Stimmen gegen den Umzug. In Pulsnitz würde damit eine hundertjährige Tradition der gewerblichen Ausbildung enden.

Steht die Schliessung definitiv fest?

Nicht ganz. Besiegeln muss das endgültige Aus noch der Kultur- und Bildungsausschuss des Kreistages. Das Landratsamt lässt aber keinen Zweifel daran, dass das kaum mehr als eine Formalität sei. Denn der Schulnetzplan zeichne die Schließung bereits vor. Die sei bereits mit der Fusion der beiden Ausbildungsstätten 2006 angestrebt worden, erklärt Gernot Schweitzer, Pressesprecher im Landratsamt. Abhängig sei der Umzug von freien Kapazitäten in Kamenz gewesen. Die gebe es nun im Gebäude auf der Jahnstraße. Zugleich setzt der Kreis auf die schnelle Bahnverbindung nach Kamenz. Damit sei der neue Standort bestens erreichbar.

WElche Argumente sprechen für den Umzug?

Hintergrund sind die sinkenden Azubi-Zahlen. Der Kreis rechnet sogar mit einer Halbierung in den kommenden Jahren. Deshalb sollen die Ausbildung und die Gelder auf den Standort Kamenz konzentriert werden. Diese Zwänge könne er nachvollziehen, so Viktor Brechel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bautzen. So hätten vor 5Jahren noch 1200 junge Leute im Kreis einen Handwerksberuf erlernt, aktuell seien es nur noch 940 und das Ende der Talfahrt noch nicht erreicht. Fairerweise räumt er auch ein, dass die Lernbedingungen in Kamenz sogar noch etwas besser als in Pulsnitz seien. Dennoch gebe es Einwände. An denen halte er fest.

Welche Argumente sprechen gegen den Umzug?

Pulsnitz sei ebenfalls eine hervorragende Ausbildungsstätte und renommiert auf dem Holzsektor, so Viktor Brechel. Mit dem kompletten Rückzug aus Pulsnitz riskiere der Kreis, Azubis zu verlieren, die von der Peripherie kommen. Sie könnten nach Weißwasser oder Görlitz ausweichen. Gerade die jungen Leute aus dem Dresdner und Meißner Raum könnten nach Freital umschwenken. Dann wäre die Tischlerausbildung in Kamenz nicht mehr überlebensfähig, befürchtet der Chef der Kreishandwerkerschaft und teilt diese Sorge mit Bürgermeister Peter Graff (FDP). Für Pulsnitz spricht aus Sicht von Insidern auch der Charme einer kleinen Einrichtung, die nicht so anonym wäre wie ein großes Ausbildungszentrum. Die Bahnverbindung nach Kamenz sei zwar schnell, aber gerade für die Schüler aus dem Dresdner Raum mit höheren Kosten verbunden.

Wie geht es mit dem BSZ und dem Gebäude weiter?

Der Kultur- und Bildungsausschuss wird am 22.März über das BSZ in Pulsnitz abstimmen. Dort sitzt auch der Kreisrat und Pulsnitzer Stadtrat Maik Förster. Er macht sich kaum Hoffnung, dass das Gremium die Schließungspläne noch kippt. „Zuerst wurden Grundschulen geschlossen, dann waren die Mittelschulen dran“, klingt Förster resigniert. Nun würden die geburtenschwachen Jahrgänge die Berufsschulen treffen. Für Pulsnitz sei das ein schwerer Schlag. Schließlich sei eine solche Schule auch ein Wirtschaftsfaktor. Sollte der Ausschuss dem Antrag zustimmen, werde nach dem Ende des Lehrjahres der „Umzug der Tischler nach Kamenz mit den Lehrern und technischen Ausrüstungen erfolgen“, heißt es aus dem Landratsamt. Die Zukunft des Gebäudes sei offen, so Bürgermeister Graff. Er wolle sich gemeinsam mit dem Kreis um die Vermarktung kümmern. Denn ungenutzt verfalle die Substanz schnell.