2009-11-04
Räte kritisieren das Konzept des Freizeitzentrums (Sächsische Zeitung - Kamenz)
Von Carolin Barth
Der Bau des neuen Sport- und Freizeitzentrums Am Keulenberg in Oberlichtenau ist bei Pulsnitzer Stadträten in die Kritik geraten. Maik Förster (Liste Christen für Pulsnitz) aus Oberlichtenau fordert die sofortige Bauunterbrechung. Einen entsprechenden Antrag hat er für die Stadtratssitzung am 15. November beim Pulsnitzer Bürgermeister Peter Graff (FDP) eingereicht. „Das Projekt kann man den Einwohnern nicht mehr erklären“, so Förster. Vor allem kritisiert er explodierende Kosten, ein fehlendes Nutzungskonzept und mangelnde Informationen zum Projekt.
Nutzung nicht zugesichert
Der Bau hat indes bereits begonnen. An der Stelle der ehemaligen Schulküche entsteht ein multifunktionales Vereinshaus. Die Fundamente stehen, der Rohbau soll bis zum Winter fertig sein. Es soll Platz für Veranstaltungen und Vereine bieten, den Grundschulstandort sichern und die Bedingungen des Spielmannszuges verbessern. Davon aber sei man inzwischen weit entfernt, so Förster. „Derzeit entsteht hier ein Vereinshaus allein für den Oberlichtenauer Spielmannszug.
Mit dem festen Einbau von 86 Sitzen im größten Raum des Objektes auf einer geneigten Ebene schließt sich jede multifunktionale Nutzung aus. Eine Wand verhindert, dass die Grundschüler direkt hineingehen können.“ Zudem bemängelt Förster, dass weder der Spielmannszug noch ein anderer Verein die Nutzung bislang vertraglich zugesichert haben, um die laufenden Kosten zu decken.
Auch Kay Kühne, der Fraktionschef der CDU im Pulsnitzer Rat, ist skeptisch, vor allem, was die Finanzierung betrifft. „Wir stehen grundsätzlich zu dem Bau des Vereinshauses.“ Eine sofortige Bauunterbrechung wäre schwierig, schließlich seien die Aufträge längst vergeben. „Wir neuen Stadträte bemängeln jedoch fehlende Informationen über Baukostenverlauf und bisherige Vergaben. Wir haben noch immer nicht alle Unterlagen in die Hand bekommen, obwohl sie beim Bürgermeister mehrfach eingefordert worden sind. Dabei ist es wichtig, die Kosten im Auge zu behalten.“ Einige außerplanmäßige Ausgaben habe man schon hinnehmen müssen. „Im Moment fällt es mir schwer, alle Entscheidungen guten Gewissens mitzutragen.“
Auch Rätin Kati Hohmann (CDU) aus Oberlichtenau lehnt den „goldenen Käfig für den Spielmannszug“ ab. „Wir dürfen uns nicht nur für einen Verein verbiegen und wer garantiert denn, dass es den Spielmannszug für immer gibt. Es darf nicht so viel Geld investiert werden, ohne Klarheit darüber zu haben, wie und von wem das Vereinshaus außerem genutzt werden kann.“
Der Pulsnitzer Bürgermeister Peter Graff (FDP) hat den Antrag von Maik Förster jetzt an den Ortschaftsrat Oberlichtenau übergeben und wartet auf eine Stellungsnahme. Danach müsse der Pulsnitzer Rat darüber befinden, so Graff. Die Kritik der fehlenden Informationen lehnt er ab. „Wir haben die neuen Räte umfassend über das Projekt informiert, da sie nicht von Beginn an in die Planungen involviert waren.“ Die Forderung der Bauunterbrechung sei nur eine Einzelmeinung, so Graff. Unverständlich sei für ihn die Kritik gerade aus Oberlichtenau.
Kein Pulsnitzer Projekt
„Wir verwirklichen hier ein Projekt, das in Oberlichtenau und nicht in Pulsnitz geplant wurde. Wir erfüllen damit einen Punkt des Fusionsvertrages. Alle Vereine waren in die Planung miteinbezogen. Es stand von Beginn an fest, dass hauptsächlich der Spielmannszug das Vereinshaus nutzen werde.“ Daher würden Änderungen am Konzept bisher nicht diskutiert. „Die Spielleute sind für die Bewirtschaftung des Obergeschosses im Sport- und Freizeitzentrum zuständig“, so Peter Graff. Derzeit werde ein verbindlicher Nutzungsvertrag erarbeitet.
Einig sind sich die Räte darüber, dass am Vorhaben Sport- und Freizeitzentrum an sich nicht gerüttelt wird. „Mir geht es nicht darum, irgend etwas zu verhindern, es geht darum, den maximalen Nutzen für alle zu erreichen“, so Maik Förster. „Bevor der Bau weiter geht, müssen die hohen Kosten ehrlich auf den Tisch. In Zeiten der Wirtschaftskrise und ausbleibender Steuereinnahmen müssen wir einen finanziellen Schaden für die Stadt verhindern.“