Aktuelles

2009-12-16

Wie im Fernsehen - Liederwegprozess

Heute 8:30 Uhr Amtsgericht Kamenz, Verhandlungssaal 111.
Vier jung Männer sitzen mit ihrem Verteidiger auf der Anklagebank.
Ein Staatsanwalt und ein Mann der Jugendgerichtshilfe sitzen gegenüber.
Vorn die Richterin und eine "Schnellschreiberin", deren Tippen wie Starkregen im Raum prasselt.
Unter den Zuschauern interessierte Bürger und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Pulsnitz.

Die jungen Täter lümmelten auf ihren Stühlen - der Staatsanwalt mußte einen sogar auffordern, sich anständig hinzusetzen. Von Reuhe nicht viel zu merken. Stattdesen starke Sprüche wie

Frage der Richterin: "Haben Sie immer solches Werkzeug im Auto?"
Antwort Herr S.: "Jeder normale Mensch hat das im Auto."

Es zeigte sich folgendes Bild:
Herr S. und Herr N. waren mit einem VW Passat Kombi aus Langeweile unterwegs, um mal zu gucken, "was geht".
Herr G. und Herr B. behaupten, auf dieser ersten Tour hätten diese beiden schon 6 Tafeln abgebaut und im Kofferraum liegen gehabt. Dann wären die vier zufällig in Pulsnitz zusammen gekommen - Bier getrunken - und dann los gefahren zur zweiten Tour, um noch 20 Tafeln zu holen. Angefangen auf dem Höhenberg. S. und N. haben die beiden arbeiten lassen.
Dann sind sie zur Kartbahn gefahren, um noch mehr Bier zu trinken. Die Platten waren an Bord des VW-Passat, die man gemeinschaftlich zu Geld machen wollte.
Exakter Kupferpreis ohne Gravur lt. Anklage: 1950,-€ Kupfer, 128,52 € Messing.
Als man merkte und anfing, zu denken: "diese Platten nimmt kein Schrotthändler", fuhr S. in ein Waldstück und hat alles dort abgeladen.
Die Richterin konnte bisher nicht klären, ob N. Platten abgebaut hat oder nicht.
Deshalb geht es am 18. Dezember, Freitag 9:00 Uhr in Zimmer 111 weiter.

Fazit:
wenig Reuhe spürbar
flegelhaftes Auftreten vor Gericht
vorlaut
Am Ende die Zusage (auf Mitwirkung des Pflichtverteidigers): Jeder zahlt ein Viertel des Schadens.
Damit dürfte es nicht getan sein, denn die Anbringung und das Layout und die stundenlage Texterei sind bisher nicht in die Schadensbezifferung eingeflossen.
Insgesamt ging es zu, wie in einer RTL-Gerichtssendung im Nachmittagsfernsehen.

Zu hoffen ist, dass der folgende Zivilprozess oder das schnelle Regulieren des Schadens zur schnellen Reparatur des Liederweges führt.

Maik S. Förster

www.liederweg.de