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2013-05-17

Der Wettlauf mit dem Borkenkäfer (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Von Reiner Hanke

Am Keulenberg legte schwerer Schnee massenweise Bäume flach. Die Waldbesitzer können die Mengen kaum bewältigen.

Vom Schnee im vergangenen Winter geknickt: Am Keulenberg liegen immer noch viele Bäume flach. Sie müssen jetzt schnell aus dem Wald geräumt werden. Denn sie bieten dem Borkenkäfer einen willkommenen Lebensraum.

Vom Schnee im vergangenen Winter geknickt: Am Keulenberg liegen immer noch viele Bäume flach. Sie müssen jetzt schnell aus dem Wald geräumt werden. Denn sie bieten dem Borkenkäfer einen willkommenen Lebensraum. Foto: Matthias Schumann

Er ist da, der Borkenkäfer. Seit Ende April schwärmt er aus. Das bestätigen die Fachleute und sind besorgt. Sie fürchten in diesem Jahr eine Käferinvasion in bestimmten Regionen des Kreises. Die Ursache liegt im vergangenen Winter. Schwerer Schnee richtete verheerende Schäden in einigen Wäldern an, knickte die Bäume wie Streichhölzer. Der Pulsnitzer Stadtrat Maik Förster beschreibt seine Beobachtungen: „Wenn Sie in Oberlichtenau die Keulenbergstraße hoch fahren, etwa 500Meter nach dem Waldrand, gibt es erschreckende Bilder.“ Einen Wald mit Totalschaden. Das Ausmaß sei ungeheuerlich. „Die Schäden müssen beräumt werden, wegen der Schädlinge“, mahnt Förster.

Der Wettlauf zwischen Waldbesitzern und Borkenkäfern hat begonnen. Von den Wetterkapriolen betroffen waren vor allem die Regionen im Südwesten des Kreises, zwischen Keulenberg und der Massenei in den Höhenlagen zwischen 200 und 400 Metern. Die geknickten Bäume sollten eigentlich schon bis Ende März aus den Wäldern verschwunden sein. Sich darum zu kümmern, sei grundsätzlich Aufgabe der Waldbesitzer, heißt es unterdessen aus dem Forstamt des Landkreises. Immerhin seien die Zufahrtswege in fast allen Gebieten wieder frei. Viele Flächen seien wegen der anhaltenden Schneedecke aber erst seit drei Wochen wieder zugänglich, räumt die Behörde ein. Deshalb war es „in einigen Fällen noch nicht möglich, angemessen zu beräumen“, sagt Madlen Paul, Pressesprecherin im Landratsamt. Das Kreisforstamt erfasst derzeit immer noch die Schäden. Momentan rechnen die Fachleute mit 46000 Kubikmetern Bruchholz im Landkreis Bautzen. Das sind schon wieder 11000Kubikmeter mehr, als noch vor sechs Wochen. Damit hat der Schnee in diesem Winter mehr Bäume zerstört als der berüchtigte Orkan Kyrill im Januar 2007 oder der Tornado zu Pfingsten 2010. Das sei eine Menge deren Abarbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen werde, schätzt das Forstamt mittlerweile ein. Damit es jetzt zügig voran gehen kann, müssten Profis mit Holzerntemaschinen ran. Und das sei auch das Problem. Etliche Forst-Dienstleister sind in anderen Regionen unterwegs. Sie seien an Verträge gebunden, die schon vor dem Schneebruch abgeschlossen wurden, erklärt Madlen Paul. Es fehlen Kapazitäten.

Dem Borkenkäfer ist das freilich schnuppe. Der schwärmt derzeit in den Fichtenbeständen aus, um seine Eier abzulegen. Bis zum erwachsenen Borkenkäfer dauert es dann im günstigsten Fall sechs Wochen. Kaltes Wetter kann den Prozess noch etwas verzögern. Geschädigte Bäume sind sein Lieblingsziel. Da bohrt er sich jetzt natürlich zuerst in die vom Schnee geknickten Stämme. Davon gibt es leider noch viele. Also auch viel „Wohlfühl-Holz“ für die Käfer, um sich in den betroffenen Regionen massenhaft zu vermehren. Das soll den Schädlingen aber so schwer wie möglich gemacht werden. Deshalb rät das Forstamt des Kreises jetzt, Schwerpunkte zu setzen bei den Forstarbeiten. Fichten- und Lärchenwälder sollten schneller beräumt werden als Kiefernwälder. Außerdem sind die Waldbesitzer angehalten, zuerst einzelne Bäume und kleinere Nester aufzuräumen, bevor sie an die großflächigen Schadensgebiete herangehen.