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2012-01-20

Abgespeckte Variante für die S104 (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Von Reiner Hanke

Um den Neubau der Staatsstraße von Pulsnitz bis Friedersdorf wird seit langem gerungen. Nun soll es schneller gehen, als gedacht. Doch mit Abstrichen.

Als schlechteste Straße im Kreis bezeichnete der Pulsnitzer Stadtrat Maik Förster die Staatsstraße104 auf der Strecke von Pulsnitz nach Friedersdorf. Seit 20Jahren kämpfe die Stadt um den Ausbau, so Förster vor knapp einem Jahr. Inzwischen hat sich einiges getan. Der erste Abschnitt bis zum Pulsnitzer Ortsausgang wurde tipptopp saniert. Doch wie geht es weiter?

Die Straße stehe laut sächsischem Wirtschaftsministerium nicht oben auf der Dringlichkeitsliste, sagte Bürgermeister Peter Graff jetzt vor dem Stadtrat. Bei dieser Aussicht verdüsterten sich die Minen der Abgeordneten merklich.

Dafür gebe es mehrere Gründe. Die Bedeutung der S 104 als Staatsstraße werde als weniger groß eingeschätzt. Außerdem habe beim Freistaat ein Umdenken eingesetzt. Aufwendige neue Straßentrassen haben nicht mehr den Stellenwert wie bisher. Das betrifft auch die S104. Die sollte breiter werden, einen Radweg bekommen und teilweise auf einer neuen Trasse verlaufen. Dieser umfangreiche Komplett-Ausbau der S 104 liegt jetzt auf Eis. Für Anwohner wie Kraftfahrer eine kalte Dusche.

Diese neue Straßenbaustrategie im Freistaat hat natürlich etwas mit den Kosten zu tun. Die drohen gerade bei der S104 aus dem Ruder zu laufen. Allein für den nächsten Abschnitt bis Pulsnitz-Friedersdorf wird der Aufwand laut Stadt inzwischen auf drei Millionen Euro geschätzt. Das sei dem Freistaat zu teuer. Außerdem laufe noch ein aufwendiges Planverfahren im Bereich Hartbachteich für den Straßenneubau mit Radweg. Das könne sich Jahre hinziehen. Der Ausgang sei schwer überschaubar, schätzt die Stadt ein. Denn es sei nicht einfach, die unterschiedlichen Positionen zu dem Bau unter einen Hut zu bringen. Vor allem aus Umweltsicht gibt es Einwände.

Es könnte 2012 weitergehen

Um so überraschender ist die Aussicht, dass doch noch kurzfristig Bagger anrollen könnten. Bürgermeister Peter Graff: „Wir haben dennoch die Hoffnung, dass es möglicherweise noch dieses Jahr an der S 104 weitergeht vom Ortsausgang Pulsnitz bis Friedersdorf und im Anschluss auch durch den Ortsteil.“ Eine abgespeckte Variante werde nun angestrebt. Danach soll ausschließlich die vorhandene Straße grundhaft instand gesetzt werden. Ohne Grunderwerb und langwierige Planfeststellungsverfahren für eine breitere Straße mit neuer Linienführung. Diese große Lösung sei zwar für die Zukunft nicht völlig ausgeschlossen, aber vorerst vertagt. Die kleine Variante birgt allerdings einen erheblichen Wermutstropfen. Die Stadt muss sich vom Radweg verabschieden. Gerade Eltern mit Schulkindern hatten darauf gehofft, damit die Kinder per Rad sicher zum Unterricht kommen. Die Stadt, so Bürgermeister Graff, könnte sich aber vorstellen, selbst den Straßenrand mit einer geschlemmten Schotterschicht für die Radler zu befestigen.

Ansonsten bleibt Radlern und Fußgängern nur die Hoffnung, dass doch noch irgendwann die große Ausbauvariante kommt.