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2011-12-07

Weihnachtsstreit in Pulsnitz 2. Teil

Mittwoch, 7. Dezember 2011
(Sächsische Zeitung - Kamenz)

Weihnachtsspiel der Schule im Schützenhaus


Diesmal findet es nicht wie gewohnt in der Kirche statt. Auslöser für den Knatsch zwischen Schule und Kirche waren neue Gebühren fürs Gotteshaus. Aber es kam noch mehr Ärger hinzu.
Von Reiner Hanke
Schon seit Wochen klingen Weihnachtslieder durch die Gänge der Pulsnitzer Ernst-Rietschel-Mittelschule: Der Chor und die Theatergruppe proben für das Weihnachtsprogramm in der Nikolai-Kirche. Das hat bereits eine 15-jährige Tradition, sagt Schulleiter Axel Thiele. Die wird nun unterbrochen. Die Stimmung zwischen Schule und Kirche ist derzeit frostig. So wird dieses Jahr definitiv nicht in der Kirche gesungen und gespielt. Ausfallen muss das Programm nach jüngsten Informationen aber doch nicht. Das Schützenhaus sprang in die Bresche und stellt seinen Saal kostenlos für die gut einstündige Veranstaltung zur Verfügung. Schulleiter Thiele hat bereits einen Brief verfasst. Den werden alle Eltern in den nächsten Tagen erhalten.

Der Knatsch zwischen Kirche und Schule ist unterdessen noch nicht ausgestanden. „Auslöser war unsere neue Gebührenordnung“, sagt Pfarrer Heinz Heidig. Die sei im Frühjahr vom Kirchenvorstand beschlossen worden. Hintergrund seien die enorm hohen Heizkosten. Einmal heizen für Veranstaltungen koste um die 200 Euro. Hinzu kommen die Reinigungkosten. Für die Schule sollten deshalb alles in allem900 Euro für die drei geplanten Veranstaltungstage anfallen. Die Nachricht kam im August per Post. Für die Schule ein Schock und nicht zu stemmen. Axel Thiele: „Wir wollen nicht, dass die Eltern und Großeltern Eintritt zahlen müssen. Denn für manche Familien ist es schwierig, selbst zwei Euro zu entbehren.“ Und es sollen ja möglichst viele das Weihnachtsprogramm erleben und sehen können, was die Kinder auf dem Kasten haben.

Gemeinde verstimmt

So entwickelte sich ein Briefwechsel. Bei den Kosten lenkte der Kirchenvorstand schließlich weitgehend ein. Aber nicht, ohne noch ein paar kritische Worte mit zurückzuschicken. Dabei geht es um „einige Verstimmungen unserer Mitarbeiter und Gemeindeglieder über das Verhalten in der Kirche“, so Pfarrer Heidig. Krippenspielfiguren hätten wohl schon einmal Schaden genommen, und man habe Bierflaschen gefunden. Auch den Besen hätten die Schüler offenbar nicht zur Zufriedenheit der Kirchgemeinde geschwungen. Von mangelndem Respekt war die Rede und Defiziten bei Disziplin und Ordnung. Diese Vorwürfe kamen für die Schule völlig unerwartet und trafen hart. Weder für Lehrer noch Eltern oder andere Besucher seien sie nachvollziehbar, so Thiele. Niemand könne sich an respektloses Verhalten erinnern. Die Schule selbst habe bisher noch keine Antwort erhalten, worum es sich dabei überhaupt konkret dreht. Dass es bei 450 Kindern in der Kirche „nicht totenstill ist, das ist wohl logisch“. Weniger logisch sei, dass erst ein Jahr danach – oder noch später – über diese Dinge gesprochen werde. Wenn es Anlass zum Ärger gegeben habe, hätte das sofort geklärt werden müssen. Dafür sei die Schule schließlich eine Erziehungseinrichtung, sagt Axel Thiele. Damit habe er auch recht, räumt der Pfarrer ein. Was aber nichts an den Tatsachen ändere.

Der Kirchenvorstand werde nun den Schulleiter und den Bürgermeister einladen. Ein klärendes Gespräch soll die Wogen glätten. Das wünscht sich auch Axel Thiele. Der Pfarrer lässt durchklingen, dass die Kommunikation in der ganzen Sache wohl nicht optimal gelaufen ist. Dabei hat er gerade in diesen Tagen vor Weihnachten den Kopf mit vielen anderen Dingen voll. Außerdem ist Pfarrerin Grüner jetzt in den Mutterschaftsurlaub gegangen und ein neuer Kantor musste gesucht werden.

Schulleiter Axel Thiele wolle den Graben zwischen zwei so wichtigen Einrichtungen in der Stadt auf keinen Fall noch tiefer schaufeln, das sagte er gestern. Denn das Weihnachtsprogramm soll künftig wieder in der Kirche stattfinden. Die ganze Stimmung sei doch im Gotteshaus viel anheimelnder, und es passe auch besser zum weihnachtlichen Inhalt des Programms. So führt die Theatergruppe die Weihnachtsgeschichte auf. Jedes Jahr mit neuen Ideen, jedes Jahr anders. Und nächstes Jahr hoffentlich wieder in der Kirche.

Die öffentliche Veranstaltung des Weihnachtsprogramms findet nun am 21.Dezember, um 18Uhr im Pulsnitzer Schützenhaus statt.