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2011-09-13

Innere Sicherheit in Pulsnitz verbessert

Auf dem Busplatz ist jetzt Alkohol verboten
Von Reiner Hanke
Sächsische Zeitung - Kamenz vom 13. September 2011

Zivil-Kontrolleure in Schwarz sind dort seit kurzem unterwegs. Die Stadt reagiert damit auf Vandalismus und Randale in der Vergangenheit.

Ein paar Jugendliche haben es sich auf dem Dach eines Bahnhofsgebäudes in Pulsnitz bequem gemacht. Passanten gehen kopfschüttelnd vorüber. Zwei kräftige Männer in schwarzen Blousons steuern aber direkt auf die Truppe zu. Sachlich aber bestimmt fordern sie die jungen Leute auf: „Verlassen Sie das Vordach! Kommen Sie bitte sofort herunter, um Ihre Personalien festzustellen.“ Etwas betreten klettern sie herab. Die beiden Männer in Schwarz, weisen sich aus. Im Auftrag der Stadt seien sie unterwegs, um hier die Hausordnung durchzusetzen. Die hängt jetzt überall auf dem Pulsnitzer Busplatz am Bahnhof.

Zerstörungen und Schmiererei

Die Mitarbeiter des Verkehrsservices Sittmann aus Dresden sind seit etwa fünf Wochen für die Stadt Pulsnitz als Zivil-Kontrolleure tätig. Die Hausordnung kennen sie aus dem Effeff. So ist der Genuss von Alkohol tabu und Herumlungern verboten. Die Ordnungshüter haben einzuschreiten, wenn Wartende belästigt und angepöbelt oder leere Bierflaschen zerkloppt werden. Sie sollen Zerstörungen und Schmierereien verhindern. Die waren der Hauptgrund für die Stadt, etwas für die Sicherheit am Busplatz zu tun.

An diesem Tag ist Firmenchef Andree Sittmann gemeinsam mit Marco Preußler unterwegs. Eine ältere Dame an der Bushaltestelle findet viel Lob für die Arbeit der Männer: „Das ist vollständig in Ordnung. Es ist doch furchtbar, wie mit den Sachen umgegangen wird“, sagt sie. Die Zivil-Kontrolleure verbinden die Rundgänge in Pulsnitz mit ihren Kontrollen in Linien-Bussen. Dort sind sie für den RVD Schwarzfahrern auf den Fersen.

„Manchmal fühlen sich die älteren Leute von Jugendlichen bedroht, auch wenn es keinen wirklichen Anlass gibt“, sagt der Kontrolleur. Die Cliquen seien im Gespräch einsichtig gewesen, so Sittmann. Die jungen Leute hätten sich aber beklagt, dass es keinen Jugendtreff gebe. Aber das soll sich ja bald ändern. Auf frischer Tat ertappten die Männer noch keine Täter bei ihrem Zerstörungswerk. Allein die Präsenz mindestens zweimal pro Woche wirke offenbar, vermuten die Ordnungshüter. Nötig sei sie ohne Zweifel: Marco Preußler zeigt die Spuren sinnloser Zerstörungswut am Toilettenhaus aus der jüngeren Vergangenheit.

Für die Kommunen fallen durch diesen Service keine Kosten an. Die Zivil-Kontrolleure finanzieren sich über Ordnungsgelder, die sie verhängen dürfen: Zwischen 5und 1000Euro. Auch das ist in der Hausordnung festgehalten. Einige Geldstrafen habe er bereits verhängt, sagt Sittmann. In der Regel werde erstmal verwarnt und über die Hausordnung aufgeklärt. Aber selbst eine achtlos weggeworfene Kippe kann jetzt in Pulsnitz teuer werden: 10Euro sind fällig. Wild-Pinkler kommen so billig nicht weg. Davon wurden schon einige erwischt: „Unverständlich, wenn gegenüber eine öffentliche Toilette steht“, sagt Sittmann. Vor allem die Sauberkeit auf dem Platz habe sich verbessert, schätzt Bürgermeister Peter Graff (FDP) ein. Er ist zufrieden mit den Kontrollen der ersten Wochen. Bisher seien keine neuerlichen Schäden bekannt geworden: Ein paar Irritationen bei Eltern habe es Anfangs gegeben. Nachdem Kinder an den Bushaltestellen von den Sicherheitsleuten zur Räson gerufen wurden. Die Stadt habe durch Informationen an den Schulen darauf reagiert, so Graff.

Zwei Tage Hausverbot

Ähnlich gute Erfahrungen sammelten bereits Dippoldiswalde und Freital. Die Aufträge widerspiegeln nicht zuletzt einen Vertrauensverlust und Unmut in den Kommunen über mangelnde Präsenz der Polizei. Diese Kritik wolle man nicht kommentieren, heißt es bei der Kamenzer Polizei. Dort verfolgt man die Pulsnitzer Initiative aufmerksam. Es sei gut, „wenn eine Kommune ihre eigenen Liegenschaften schützt“, so Ulrich Knöpfle, stellvertretender Revierleiter in Kamenz. In Pulsnitz sei aus Sicht der Polizei aber kein auffälliges Sicherheitsdefizit erkennbar.

Die Mädchen und Jungen vom Bahnhofsdach bekommen für ihre waghalsige Aktion ein zweitägiges Hausverbot für den Platz als Warnschuss. Dabei gehe es nicht nur um Schäden am Dach, sagt Sittmann, sondern auch um die Sicherheit der Jugendlichen selbst. „Das ist ja nicht ungefährlich.“