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2011-05-20

Oberlichtenauer lassen sich Partylaune nicht verderben (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Von Constanze Knappe

Noch vor der ersehnten heißen Sommernacht erhitzt Sachsens größte Ü 30-Party im Schlosspark Oberlichtenau die Gemüter. Am 25. Juni soll gleich auf vier Bühnen so richtig die Post abgehen, das Spektakel noch mehr Gäste anziehen als bei der Premiere vor einem Jahr mit fast 3000 Besuchern.

Tausende Flyer wurden verteilt, überall hängen Plakate, der Kartenvorverkauf läuft. „Ich hab ein gutes Gefühl“, sagt Veranstalter Thomas Träber aus Kamenz. Gemeinsam mit dem Oberlichtenauer Mirko Reinhardt organisiert er das Event. Man habe dafür gesorgt, dass einige Kinderkrankheiten der ersten Veranstaltung abgestellt wurden. „Noch mehr Spaß“ wollen die beiden Partymacher garantieren. Der Vorverkauf zeige eine riesige Resonanz, freut sich der Kamenzer.

Doch während die einen feiern wollen, bis der Arzt kommt, pochen die anderen auf Lärmbegrenzung und Polizeistunde. Das Open-Air in Oberlichtenau scheidet die Geister. Ein Anwohner hatte sich in der SZ über den Lärm beschwert, der ihn trotz Schallschutzfenster nicht schlafen ließ. Er fordert die Absage der Party oder zumindest erhebliche Einschränkungen. Dass er sich dabei als Sprecher der Siedlung am Schlosspark ausgab, rief die anderen Anwohner auf den Plan. Denn die befürworten mit großer Mehrheit die Ü 30-Party. Um daran nicht den kleinsten Zweifel aufkommen zu lassen, traf man sich dieser Tage zum Fototermin.

„Wir haben nichts gegen die Party. Das belebt unser Dorf“, erklärt Johannes Moschke. Auch Gudrun Hantuschke findet, dass die Party weitergehen kann. „Oberlichtenau ist ein Ort mit einem regen Vereins- und Kulturleben. Über die Werbung und den Imagegewinn für unseren Ort sollte man dankbar sein“, erklärt Maik Schneider. Als „Mieter eines Hauses ohne Schallschutzfenster und mit Kleinkind“ fügt er hinzu, dass man durchaus damit leben könne, wenn an nur einem Samstag im Jahr eine Party dieses Ausmaßes in der Nachbarschaft stattfindet. „Man sollte sich darüber freuen, dass endlich wieder Leben ins Schloss eingezogen ist.“ Das sieht auch der Oberlichtenauer Maik S. Förster, Stadtrat in Pulsnitz, so. Es sei gut und richtig, dass es im Schlossgelände eine solche Veranstaltung gibt. „Der Schlossherr benötigt Einnahmen, um die sehr großen Baumaßnahmen am und um das Schloss zu finanzieren. Wenn 3000 Personen mit ihrem Eintritt dazu beitragen, wird quasi der Denkmalschutz auf viele Schultern gelegt“, sagt er. Mit „Bestürzung, Unverständnis und Wut“ reagiert Renate Richter, ebenfalls Anwohnerin, auf den Protest gegen den Partyspaß. Nichts von den Vorwürfen des einen Anwohners entspreche der Wahrheit, fügt sie hinzu. So gänzlich aus der Luft gegriffen sind die Äußerungen des Partygegners allerdings nicht. Denn im Kamenzer Polizeirevier gingen in jener Partynacht zum 4. Juli 2010 mehrere Beschwerden aus Oberlichtenau wegen Ruhestörung ein. Deshalb waren die Beamten auch direkt im Schlosspark vor Ort.

Einzelgespräche angekündigt

Veranstalter Thomas Träber versteht die Welt nicht mehr. Viele Oberlichtenauer hätten als freiwillige Helfer zum Gelingen der Party beigetragen. Der Hick-hack jetzt ist ihm unangenehm, rücke er doch die Ü 30-Party in ein schlechtes Licht. Die Sorgen einiger Bürger nehme er dennoch ernst. „In den nächsten Tagen werden alle Anwohner schriftlich informiert. Bei Bedarf werde ich auch Einzelgespräche führen“, kündigte er an. Und mit Rücksicht auf die Anwohner werden die Bühnentraversen diesmal nicht sofort in der Nacht, sondern erst ab 10 Uhr abgebaut.

Im Pulsnitzer Rathaus steht man der Ü 30-Party in Oberlichtenau aufgeschlossen gegenüber. Bürgermeister Peter Graff und der Veranstalter kamen überein, in der Partynacht den Lärmpegel zu messen. „Die Technikfirma ist darauf vorbereitet“, erklärt Thomas Träber. Ganz bewusst organisiere er keine Jugendparty, sondern ein Event für Gäste über 30. Den Partyspaß will er sich und seinem erwartungsfrohen Publikum nicht verderben lassen. „Es wäre schade, um die wundervolle Kulisse“, sagt er. Die Schlossherren Harm und Ank Holthuizen hat er auf seiner Seite. In diesem Jahr kann man nach der Party sogar im Barockschloss Oberlichtenau übernachten.